Journalist:innen haben einen großen Einfluss darauf, wie wir die Welt wahrnehmen.
Luca Kielhauser ist einer von leider immer noch viel zu wenigen Menschen mit Behinderungen, die Zugang zum journalistischen Beruf bekommen haben. Er ist 19 Jahre jung, sportbegeistert, Eventmoderator und Benutzer eines Rollstuhls.
Im Moment macht er gerade eine Ausbildung im ORF. „barrierefrei aufgerollt“ sprach mit dem aufstrebenden Talent nicht nur über seinen Weg in den Beruf, sondern auch über seine Leidenschaft zum Sport.
Die Radiosendung zum Nachhören
Hier kannst du die Sendung anhören:
Hier kannst Du die Sendung nachlesen.
Interessante Links:
- Internetseite von Luca Kielhauser
- Beitrag über den Stephansdom von Luca Kielhauser
- Luka Kielhauser als Inklusionsbotschafter bei SK Puntigamer Sturm Graz
- Inklusion eine Frage der Grundeinstellung
- Buch Daheimkicker
Die Sendung im Radio hören
Wien: Auf Radio ORANGE am 5. März 2023 um 10:30 Uhr. Die Sendung kann auch auf o94.at live gehört werden. Die Wiederholung gibt es am 19. März 2023 um 10:30 Uhr.
St. Pölten: Im campus & city Radio am 9. März 2023 um 17 Uhr. Die Sendung kann auf cr944.at live gehört werden.
Graz: Im Radio Helsinki am 10. März 2023 um 17 Uhr. Die Sendung kann auch auf helsinki.at live gehört werden.
Salzburg: Auf Radiofabrik am 13. März 2023 um 18 Uhr. Die Sendung kann auch auf radiofabrik.at live gehört werden.
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Die Radiosendung zum Nachlesen
[Musik mit Text: barrierefrei aufgerollt – kurz, kompakt und leicht verständlich.]
Katharina Müllebner: Herzlich willkommen zu einem neuen Beitrag von barrierefrei aufgerollt, der Sendung von BIZEPS, Zentrum für Selbstbestimmtes Leben. Ein herzliches Hallo sagt Katharina Müllebner.
Einen ersten Eindruck über den journalistischen Beruf bekam ich durch die Zeichentrickfigur Karla Kolumna aus der Bibi Blocksberg-Reihe. Sie trägt auch den Beinamen die rasende Reporterin, ist immer aufdringlich und nimmt stets kein Blatt vor den Mund.
Nein, Karla Kolumna hat mich nicht dazu inspiriert, Journalistin zu werden. Das war meine generelle Leidenschaft für das Schreiben. Erst später wurde mir klar, wie wichtig Jornalistinnen und Journalisten sind, wenn es um Meinungsbildung geht.
Eine Journalistin oder ein Journalist gibt nicht nur einfach Informationen weiter, sondern ist damit, wie und über was er oder sie berichtet, mitverantwortlich dafür, wie wir die Welt und die Personen, ihr leben wahrnehmen.
In dieser Sendung haben wir jemanden zu Gast, der schon in sehr jungen Jahren dabei ist, im Journalismus Fuß zu fassen. Wir begrüßen Luca Kielhauser. Er ist 19 Jahre jung, Journalist, Moderator und Benutzer eines Rollstuhls. Im Moment macht er gerade eine Ausbildung beim ORF.
[Überleitungsmusik]
Herr Kielhauser, mein Kontakt zum journalistischen Beruf oder mein erster Eindruck davon war die Zeichentrickfigur Karla Columna. Was war Ihr erster Kontakt mit dem journalistischen Beruf?
Luca Kielhauser: Ich muss sagen, diese Figur sagt mir jetzt momentan gar nichts, aber mein erster Kontakt mit dem journalistischen Beruf – ganz schwer. Ich weiß nicht. Das liegt, glaube ich, schon länger zurück.
Ich durfte mal als Kind bei der Antenne Steiermark, beim Frühstück zu Gast sein. Ich glaube, das hat geheißen Frühstück bei Antenne Steiermark. Da war man dann in der Sendung als Gast, und dann gab es auch, glaube ich, Brote mit Aufstrich und so zum Frühstück dort. Das waren, so glaube ich, eine meiner ersten Erinnerungen im Zusammenhang mit Journalismus, mit Medien.
Katharina Müllebner: Gab es irgend so ein Ereignis, wo Sie gesagt haben, so, jetzt möchte ich Journalist werden. Was hat Sie dazu inspiriert?
Luca Kielhauser: Nein, da gab es kein spezielles Ereignis, aber grundsätzlich, was mich zum Journalismus gebracht hat oder eben zu Moderation und so und zu Medien, das war eigentlich immer der Sport, weil ich war schon seit jeher im Prinzip extrem sportbegeistert, vor allem fußballbegeistert bin.
Und dürfte mir da wohl irgendwie gedacht haben, okay, ich hätte dann gerne irgendwann mal einen Beruf im Umfeld des Fußballs, und da ist dann damals, dieser Traumberuf, schon im Volksschulalter eigentlich gereift.
Also zumindest hat mir das vor nicht allzu langer Zeit meine Volksschullehrerin, mit der ich und vor allem auch meine Mama noch ganz guten Kontakt haben, mal gesagt, dass ich das ja schon damals gesagt habe, dass ich mal Sportreporter oder Sportkommentator werden möchte.
Und ich glaube, ich bin da eigentlich über den Sport hineingerutscht, also nicht jetzt konkret, weil ich ein konkretes Erlebnis gehabt habe im Journalismus, sondern eher quasi als Mittel zum Zweck, um irgendwie im Umfeld des Sports zu sein. Und das ist es aber eigentlich nach wie vor.
Also, ich bin jetzt beim ORF angestellt und habe jetzt eine einjährige Ausbildung in allen journalistischen Bereichen, auch in allen Ressorts, und da habe ich mit allem eben zu tun, aber in erster Linie auch mit Sport. Und mein absolutes Ziel ist es nach wie vor, ich bin jetzt 19, einmal Sportkommentator zu werden.
Katharina Müllebner: Sie sind ja auch Inklusionsbotschafter vom SK Sturm Graz, seit 2019, glaube ich. Was genau kann ich mir unter einem Inklusionsbotschafter für einen Sportverein denn vorstellen?
Luca Kielhauser: Ja, das ist eine relativ neue Erfindung, sage ich mal, von Sturm. Wir schauen konkret … also, wir sind drei Inklusionsbotschafter. Ich darf einer davon sein, und wir schauen einfach ehrenamtlich, dass der Verein und sein Umfeld so barrierefrei und inklusiv wie möglich sind.
Das ist natürlich relativ schwer, vor allem, wenn man bedenkt, dass sich jetzt Sturm eigentlich in einem sehr veralteten Umfeld findet, und zum Beispiel das Stadion in Graz ist jetzt auch schon, glaube ich, 25 Jahre alt. Da sind international gesehen auch im Vergleich die Normen einfach mittlerweile ganz andere.
Was jetzt die Rollstuhl-Sektoren zum Beispiel betrifft, aber auch die Toiletten und so weiter und die Versorgung, also alles Mögliche, das ist in Graz sehr veraltert. Der Umstand, dass das Stadion auch nicht Sturm gehört, macht das ganze natürlich wesentlich schwieriger, da irgendwas auch nur zu verbessern. Aber wir schauen trotzdem, dass wir da Schritte gehen. Die sind noch relativ klein.
Aber wir haben da schon die einen oder anderen Vorstellungen, was sich da verbessern könnte. Und ansonsten im Vereinsumfeld eben, was kann man da verbessern? Wie kann man das barrierefreier machen? Es war zum Beispiel lange Zeit nicht möglich, Rollstuhl-Tickets, also Tickets für den Rollstuhl-Sektor, online zu kaufen, sondern man musste das immer an der Tageskasse vor Ort kaufen, was natürlich unglaublich umständlich sein kann, vor allem, wenn man weiß, eben mit Rollstuhl dort extra hinfahren, dann auspacken, Karte kaufen, dann wieder zurück. Also extrem umständlich und kompliziert.
Das funktioniert jetzt online, und das ist eben beispielsweise eine so eine Sache, eine kleine Sache, die wir da verbessern konnten, bis jetzt. Ja, und da haben wir eben noch einiges vor.
Katharina Müllebner: Kommen wir noch mal zurück zu Ihrem journalistischen Werdegang. Sie haben jetzt gesagt, Sie machen eine Ausbildung beim ORF; beschreiben Sie uns das ein bisschen. Was machen Sie dort konkret, oder was können Sie schon machen?
Luca Kielhauser: Im Prinzip, genau, das ist eine einjährige Ausbildung, bin hauptsächlich im Landesstudio Steiermark und eine Woche dann aber auch immer in Wien für Schulungen, also eine Woche im Monat, und das findet jetzt statt von Oktober bis September 2023.
Da werde ich in allen journalistischen Bereichen ausgebildet, das heißt trimedial, also online, Radio und auch Fernsehen, und wir bekommen da Schulungen. Das ist natürlich eine tolle Sache von Leuten, die schon lange in dem Beruf tätig sind, die viel zu erzählen haben, von denen man ganz viel lernen kann, und ich bin da aber auf keinen Fall alleine, sondern das ist quasi so ein Jahrgang mehr oder weniger. Es gibt jetzt zum ersten Mal seit langem, ich weiß nicht, wie lange, wieder Trainees.
So heißt es nämlich, das heißt Traineeship, und die Teilnehmenden sind Trainees. Das erste Mal seit langem gibt es wieder Trainees in den Landesstudios, und dann sind noch zehn Trainees am Küniglberg im ORF-Zentrum. Das heißt, insgesamt sind wir, ich glaube, so ungefähr 20 – genau weiß ich es nicht, bekommen dort die Ausbildung.
Es war nicht allzu leicht, dort hineinzukommen, war ein riesiger Bewerbungsprozess mit vielen verschiedenen Schritten und ganz vielen Bewerbern und Bewerberinnen, und aber natürlich eine tolle Sache. Hat an sich überhaupt nichts mit Behinderungen oder irgendwas zu tun, gar nicht.
Ich bin jetzt in dem Jahrgang zum Beispiel, oder was heißt Jahrgang, in diesem Traineeship-Jahr, der Einzige, glaube ich, so mit Behinderung, aber der ORF möchte jetzt meines Wissens auch noch parallel etwas Ähnliches, konkret für Leute mit Behinderung. Genau, also so kann man sich das grundsätzlich vorstellen.
Katharina Müllebner: Wenn Sie jetzt sagen, der Bewerbungsprozess war herausfordernd, würden Sie den ein bisschen beschreiben. Wie haben Sie sich beworben? Wie sind Sie da reingekommen? Was haben Sie gemacht?
Luca Kielhauser: Ja, ich wurde da eigentlich von einem Bekannten darauf aufmerksam gemacht, dass da eine Stelle ausgeschrieben ist, also quasi ein Traineeship ausgeschrieben ist, und ich habe erst gar nicht mal genau gewusst, was das ist. Also habe nur gesehen, Ausbildung beim ORF, und dann habe ich mich einfach mal hin beworben mit Lebenslauf und allem Möglichen, wie man es eben so macht.
Dann habe ich mitgeteilt bekommen: Okay, das schaut super aus, wir würden Sie gerne zu uns zum Küniglberg einladen, um dann näheres besprechen zu können oder so irgendwie. Und meine Erwartung war dann eigentlich, okay, das wird jetzt vielleicht so ein Vorstellungsgespräch irgendwo in einem kleinen Raum, und dann redet man, und dann schaut man, wie man weitermacht.
Aber ich wurde dann hinaufgeführt mit allen anderen Bewerberinnen und Bewerbern, tatsächlich in den Stiftungsratsaal, der ja, wer den kennt, enorm ist, also überwältigend mit dem Tisch, rundherum Blick über ganz Wien oben im sechsten Stock, am Küniglberg. Das war wirklich etwas überwältigend, weil ich einfach damit überhaupt nicht gerechnet habe.
Dort hat dann den ganzen Tag über dieser Bewerbungstest quasi stattgefunden, der aus sieben Teilen, glaube ich, bestanden ist, also Wissenstest, dann war aber auch noch das Konzept eines Beitrags verfassen. Wie würde ich einen Beitrag konkret zu einem Thema machen, fürs Fernsehen und so weiter? Also, sieben verschiedene Teile.
Und zu Mittag, quasi nach der Hälfte, wurde mal ausselektiert. Die Hälfte ist da nicht weitergekommen, und die andere Hälfte hat sich dann noch mal am Nachmittag beweisen müssen. Wir waren da 30 Leute, 40 Leute vielleicht, schätze ich. Aber es waren natürlich insgesamt viel mehr Bewerberinnen und Bewerber, die waren nur nicht alle an dem einen Tag.
Und ja, dann war das irgendwann zu Ende, und dann haben wir einige Tage, glaube ich, später die Nachricht bekommen, ob wir es ins Assessment-Center geschafft haben oder nicht.
Das Assessment-Center ist grundsätzlich so ein Pool, in das man aufgenommen werden kann, wo dann der ORF drauf Zugriff hat, wo man sagt: Okay, das sind Journalistinnen und Journalisten, da hat der ORF darauf Zugriff und kann bei Bedarf daraus wählen. Da kam zuerst mal die Zustimmung: Ja, Sie wurden aufgenommen ins Assessment-Center.
Ob Sie dann wirklich für das Traineeship gewählt werden, das erfahren Sie in ein paar Wochen, glaube ich. Das war dann etwas länger, in meinen Erinnerungen, und dann ging auch das positiv aus. Tolle Sache, und freut mich total.
Und jetzt bin ich da schon voll in der Arbeit, quasi im Landesstudio Steiermark, und war zuerst lange online eingeteilt, jetzt aber auch mittlerweile im Radio, bei Radio Steiermark, und da hauptsächlich, bis jetzt zumindest, Sport. Dann wird auch Fernsehen dazukommen, also alles Mögliche, was man eben so macht als Redakteur und Reporter.
Am Anfang dieses Trainingship-Jahres ist man quasi so noch wie ein Praktikant, schaut sich das Ganze an, und mit der Zeit entwickelt man sich immer mehr wirklich zum selbstständigen Redakteur und Reporter. Und ja, ich würde sagen, ich habe jetzt mal den drittelten Weg hinter mir, ungefähr.
Katharina Müllebner: Wir haben auf YouTube, glaube ich, war das, ein sehr interessantes und tolles Video von Ihnen gefunden, wo Sie noch auch sehr jung sind, glaube ich, wo Sie jemand interviewen im Stephansdom, sich sozusagen Dinge erklären lassen. Wissen Sie, was ich meine? Das hat recht interessant und spontan gewirkt. War das Teil dieses Bewerbungsprozesses?
Luca Kielhauser: Nein, das war unabhängig davon. Der Bewerbungsprozess, von dem habe ich erst dann, glaube ich, ein halbes Jahr später erfahren.
Das war wirklich einfach ein Beitrag. Da wurde ich gefragt von einer Redakteurin vom ORF Wien, ob ich nicht so einen Beitrag machen möchte, weil ich habe davor schon, glaub ich, drei Praktika beim ORF gemacht, zwei in Graz, ein Praktikum in Wien, und da ist man scheinbar auf mich aufmerksam gemacht worden.
Also, ich habe davor auch immer wieder solche kleinen Beiträge quasi als Externer da für den ORF gemacht, aber wirklich extern, jetzt in keinem Verhältnis, auch nicht als freier Mitarbeiter, sondern wirklich, als ich einfach gefragt wurde, und das hatte noch nichts mit dem Traineeship zu tun. Nein.
Katharina Müllebner: Was war das Aufregendste, was Sie bisher gemacht haben?
Luca Kielhauser: Das Aufregendste, ja, das fällt mir nicht allzu schwer, was auszuwählen, und zwar Fußball Weltmeisterschaft. Jetzt vergangenes Jahr im Herbst, in Katar war das, diese ominöse WM. Auf jeden Fall haben wir bei Radio Steiermark teilweise bei Sensationen, die dort passiert sind, bei sportlichen Sensationen, Einstiege gemacht, Live-Einstiege, wenn dort irgendwas wirklich Großes passiert ist.
Ich war da gerade, ich weiß nicht, zwei Monate oder so oder eineinhalb Monate, glaube ich, beim ORF, war bis zu dem Zeitpunkt eigentlich nur online eingeteilt, um da einfach mal journalistisch ein bisschen einen Überblick zu bekommen. Online heißt, Texte schreiben für die Website.
Auch an dem Tag war das so. Ich habe da Texte geschrieben, habe Dienst gehabt bis am Abend, und dann war aber das eine Spiel schon früher, und wir waren dann eigentlich nur mehr zu dritt in der Redaktion. Also ein Kollege von mir, dann der Chefredakteur, ist dann auch noch herübergekommen und hat gemeinsam mit meinen Kollegen noch das eine Spiel bisschen angeschaut, das Ende zumindest, und dann bin ich da auch noch gesessen und habe meine Texte fertig geschrieben für online und dann die große Sensation: Marokko gewinnt gegen Spanien! Und wir waren dann noch mal zu dritt in der Redaktion.
Direkt angrenzend ist das Radio Studio, und der Chefredakteur, der Wolfgang Schaller, geht dann zum Radio Studio, macht die Tür auf und sagt, Luca, du machst jetzt einen Einstieg, und ich habe natürlich … also, live war ich einmal davor. Ja, da habe ich dann länger davon schon gewusst, aber das wäre extrem spontan. Außerdem habe ich das Spiel nicht einmal gescheit gesehen, weil ich habe da eben noch Texte geschrieben für online. Erst habe ich gedacht, es ist ein Schmäh, aber nein, ich habe mich dann dafür entschieden.
Dann waren, glaube ich, noch eineinhalb, zwei Minuten Zeit, bis ich dann wirklich auf Sendung war, und natürlich Zeit für eine Notiz war da keine mehr. Also, ich habe da von den paar Infos, die ich so nebenbei mitgekriegt habe vom Fernsehen, einen kurzen Einstieg machen müssen oder machen dürfen eigentlich, im Nachhinein gesehen, weil ich glaube, es hat ganz gut funktioniert und auch von dem Feedback her, was ich dann bekommen habe, am nächsten Tag von den Kolleginnen und Kollegen, es war eine unglaublich coole Erfahrung und sowieso superlässig, dass ich da auch das Vertrauen von dem Chefredakteur bekommen habe.
Es hätte auch mein Kollege zum Beispiel machen können, aber er hat mir wirklich die Möglichkeit gegeben und das Vertrauen. Tolle Erfahrung, und ich möchte die Erfahrung auf keinen Fall missen, also war wirklich cool!
Katharina Müllebner: Also ein Einstieg, ich frage das jetzt noch mal für Laien, bedeutet quasi, dass man live zugeschaltet wird und eine Art spontane Moderation macht? Ist das richtig?
Luca Kielhauser: Genau. Also die Radiomoderatorin hat da in dem Fall konkret gesagt, also haben wir das Lied abmoderiert, das war so und so mit so und so, und wir schauen jetzt einmal nach Katar zur Weltmeisterschaft. Dort passiert gerade etwas Großes: Luca Kielhauser berichtet. Dann ist man live drauf und berichtet dann eben quasi von dort, was dort so passiert ist. So schaut das Ganze aus, ja.
Katharina Müllebner: Und was wird nach diesem Traineeship passieren? Also haben Sie da schon konkrete Pläne, oder was wünschen Sie sich?
Luca Kielhauser: Was danach passieren wird, das weiß ich nicht. Das hängt auch ein Stück weit natürlich vom ORF selbst ab und auch von mir, ob man mich dann übernehmen will oder nicht.
Also, da muss ich einfach schauen. Aber ich habe auf jeden Fall, vor, im journalistischen Bereich zu bleiben und da jetzt nicht unbedingt schreiben, sondern wirklich mit gesprochener Sprache zu arbeiten.
Katharina Müllebner: Was bedeutet Inklusion im Journalismus für Sie persönlich?
Luca Kielhauser: Inklusion im Journalismus, ja, im Prinzip das gleiche wie Inklusion grundsätzlich. Heruntergebrochen, Chancengleichheit. Weil ich einfach glaube, vor allem wir in unserem Land, können es uns leisten, Leuten mit Behinderung weitestgehend eine Chancengleichheit zu ermöglichen, um einfach auch ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Ich darf das. Ich habe auch das Glück, sage ich mal, in so einem sozialen Umfeld zu sein, dass das möglich ist, und ich habe auch beruflich die Chancen bekommen, und da jetzt aber konkret nicht aufgrund meiner Behinderung, sondern einfach, weil ich gleich qualifiziert war wie andere, sage ich mal.
Dieser Bewerbungsprozess fürs Traineeship hätte sonst auch nicht funktioniert. Und das ist im Prinzip für mich Inklusion, dass man wirklich die gleichen Möglichkeiten hat. Ich habe mich da noch ganz ausführlich in meinem Blog auf meiner Website beschäftigt, weil, ja, das Thema ist relativ umfangreich und vor allem für Leute, die sich damit noch nicht auseinandergesetzt haben, bisschen kompliziert zu verstehen, verständlicherweise. Inklusion ist ein relativ umständliches Wort, aber im Prinzip das gleiche wie sonst auch.
Katharina Müllebner: Was würden Sie anderen raten, die jetzt sagen, vielleicht auch jungen Leuten, die sagen, ich möchte auch Journalist werden. Was würden Sie denen sagen?
Luca Kielhauser: Also anderen Leuten mit Behinderungen oder generell?
Katharina Müllebner: Auch anderen Leuten mit Behinderungen oder auch generell, aber vielleicht insbesondere Leute mit Behinderung, die vielleicht sagen, ich traue mich das nicht so oder so.
Luca Kielhauser: Also da gibt es an sich keinen Grund, sage ich mal, glaube ich, sich das nicht zu trauen. Man braucht einfach ein bisschen Selbstbewusstsein und dann einfach schauen, dass man irgendwie die Möglichkeit bekommt, da ausgebildet zu werden.
Ich mache jetzt beispielsweise einen berufsbegleitenden Lehrgang an der Universität in Salzburg, ein Sportjournalismus-Lehrgang ist das. Da geht es aber auch generell um Journalismus. Ja, dass man einfach schaut, die Möglichkeit zu bekommen, ausgebildet zu werden, dass man sich so weit wie möglich fortbildet, dass man einfach wissbegierig ist, dass man sich auch Vorbilder sucht, die richtigen Vorbilder, und sich versucht, daran auch etwas abzuschauen, ein Stück weit.
Dann irgendwann wird man auch den eigenen Stil entwickeln. Und dann einfach auch den Mut haben, dort wirklich hinzugehen und zu sagen, okay, ja, ich bin qualifiziert, oder wäre es zumindest möglich, ein Praktikum bei Ihnen zu bekommen? Egal jetzt, ob bei einer Tageszeitung oder beim Radio oder wie auch immer. Aber ich glaube, das ist wichtig, da auch aus der eigenen Komfortzone hervorzukommen und sich das dann auch ein Stück weit zu trauen.
Katharina Müllebner: Zum Abschluss vielleicht, weil Sie das Thema Vorbilder angesprochen haben. Was sind Ihre Vorbilder im Journalismus?
Luca Kielhauser: Ich habe Vorbilder auf so vielen verschiedenen Ebenen. Also ich wollte ja seit jeher Sportkommentator werden.
Da habe ich einige Vorbilder, Oliver Polzer, Thomas König auch, aber vor allem auch aus Deutschland, Wolff-Christoph Fuss, ein hervorragender Kommentator, Frank Buschmann. Also, da gibt es große Vorbilder im Entertainment-Bereich, jetzt gar nicht rein wegen des Inhaltlichen, sondern einfach auch, wie man sich gibt.
Auch von einigen Satire-Shows finde ich Charaktere ganz toll und ganz interessant, oder von Late Night-Shows, beispielsweise Harald Schmidt: Ist ja eine Entertainment- und Moderatoren-Legende aus Deutschland. Ansonsten einfach auf der menschlichen Ebene einige Leute, auch aus dem privaten Bereich, die jetzt nicht so in der Öffentlichkeit stehen.
Aber ich glaube, es ist wichtig, dass man sich Vorbilder sucht, um auch irgendwo bisschen einen roten Faden quasi im eigenen Leben zu haben und da hinzulenken, quasi, wo möchte man hin, wer möchte man eigentlich sein, auch von der Persönlichkeit her, und ich glaube, das ist schon ziemlich wichtig. Deswegen halte ich viel davon, dass man sich da auch Vorbilder sucht.
Katharina Müllebner: Jetzt noch mal, Sie schreiben ja nicht nur online für Medien, sondern Sie haben auch ein Buch geschrieben. Daheimkicker heißt es. Erzählen Sie uns ein bisschen was davon!
Luca Kielhauser: Genau. Also, neben meiner Anstellung beim ORF bin ich auch noch selbstständig als Journalist und Moderator und biete da auch hauptsächlich Event-Moderationen an.
Aber ich habe auch jetzt bei einem Buch mitschreiben dürfen, sagen wir mal so, gemeinsam mit einem Kollegen vom ORF, mit dem Philipp Maschl, habe ich da für Spielerpass das Buch Daheimkicker mitschreiben dürfen. Wir haben uns das quasi 50/50 aufgeteilt. Die Hälfte hat er geschrieben, die andere Hälfte ich.
Da geht es im Prinzip um ein tolles Projekt vom Verein Spielerpass, der sich einfach für Inklusion im Fußball einsetzt, macht immer wieder inklusive Veranstaltungen im Fußball, organisiert Fußballtrainings für Menschen mit kognitiver Einschränkung und hat da jetzt in der Coronazeit auch ein tolles Projekt gehabt, wo das Training an sich so im klassischen Sinn nicht möglich war. Aber man hat es nach Hause gebracht zu den Leuten einfach selbst und dann dort gemacht, unter Einhaltung von allen Sicherheitsmaßnahmen.
Ja, darum geht im Prinzip dieses Buch und auch konkret über elf Personen, die da mitgewirkt haben und die einfach eine besondere Geschichte quasi erleben oder erlebt haben durch den Fußball. Quasi Geschichten, die nur der Fußball schreibt, und davon handelt dieses Buch.
Katharina Müllebner: Um Fußballgeschichten also, sehr schön. Dann wären wir jetzt am Ende unseres Beitrags. Vielen Dank, dass Sie dabei waren. Wir wünschen Ihnen natürlich alles Gute und hoffen, Sie bald in einer großen Sportsendung als Kommentator zu sehen.
Luca Kielhauser: Ja, danke schön, danke für die Einladung.
[Überleitungsmusik]
Katharina Müllebner: Das war unser Gespräch mit dem Jungjournalisten Luca Kielhauser, von dem wir hoffentlich in Zukunft noch viel sehen, lesen oder hören werden. Journalismus ist ein Beruf, in dem Vielfalt absolut notwendig ist. Denn Berichterstattung über das Leben und das Weltgeschehen lebt von vielfältigen Ansichten. Luca Kielhauser ist einer von leider immer noch viel zu wenigen Menschen mit Behinderungen, die Zugang zum journalistischen Beruf bekommen haben.
Wenn der journalistische Beruf für Menschen mit Behinderungen nicht zugänglich gemacht wird, gehen viele Talente wie Luca Kielhauser verloren.
Ein wichtiger Schritt zu einer modernen Medienlandschaft ist es daher, Menschen mit Behinderungen Zugang zu allen Bereichen des journalistischen Berufs zu geben. Auch sollten Menschen mit Behinderungen nicht nur über Behinderung und Inklusion berichten, sondern über alle anderen Themen, die sie interessieren.
Alle Informationen zu dieser Sendung sowie weiterführende Links finden Sie, wenn Sie unsere Internetseite www.barrierefrei-aufgerollt.at besuchen.
Es verabschiedet sich Ihr Redaktionsteam Katharina Müllebner, Markus Ladstätter und Martin Ladstätter.
[Musik mit Text: barrierefrei aufgerollt – kurz, kompakt und leicht verständlich.]
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