Untertitel übertragen das, was z.B. im Fernsehen, oder in einem Internetvideo gesprochen wird, in Schriftsprache. Untertitel sind meist am unteren Bildrand zu lesen und helfen, gehörlosen oder schwerhörigen Menschen gesprochene Inhalte zu verstehen.
Darüber hinaus sind Untertitel auch für Menschen nützlich, die die Sprache noch nicht so gut können und deshalb das Gesprochene mitlesen wollen. Der ORF ist der größte Medienanbieter in Österreich.
Das Team des ORF Access Service kümmert sich darum, dass die Programminhalte barrierefrei zugänglich werden. Zu Barrierefreiheit im ORF zählt z.B. Audiodeskription, Nachrichten in einfacher Sprache, oder auch die Untertitel, um die es in dieser Sendung geht.
Martin Ladstätter spricht in dieser Sendung mit Lisa Zuckerstätter und Christian Znopp vom ORF Access Team.
Die Radiosendung zum Nachhören
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Interessante Links:
- Das ORF TELETEXT-Gehörlosenservice – Untertitelung
- ORF über automatische Spracherkennung
- Aktionsplan zum Ausbau der Barrierefreiheit im ORF-Publikumsrat präsentiert
- Start für Untertitelung von „Hallo OKIDOKI“ ab 22. Jänner in ORF 1
- Barrierefreiheit im ORF
Die Sendung im Radio hören
Wien: Auf Radio ORANGE am 5. Juni 2022 um 10:30 Uhr. Die Sendung kann auch auf o94.at live gehört werden. Die Wiederholung gibt es am 12. Juni 2022 um 10:30 Uhr.
St. Pölten: Im campus & city Radio am 9. Juni 2022 um 17 Uhr. Die Sendung kann auf cr944.at live gehört werden.
Graz: Im Radio Helsinki am 3. Juni 2022 um 17 Uhr. Die Sendung kann auch auf helsinki.at live gehört werden.
Salzburg: Auf Radiofabrik am 13.Juni 2022 um 18 Uhr. Die Sendung kann auch auf radiofabrik.at live gehört werden.
Hier findest Du alle unsere Sendetermine in den verschiedenen Radiosendern.
Die Sendung zum Nachlesen
[Musik mit Text: barrierefrei aufgerollt – kompakt und leicht verständlich]
Katharina Müllebner: Herzlich willkommen zu einem neuen Beitrag von barrierefrei aufgerollt, der Sendung von BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben. Sie hören Katharina Müllebner am Mikrofon.
Barrierefreiheit betrifft nicht nur die Zugänglichkeit von Gebäuden, sondern auch die Zugänglichkeit zu Informationen. Ob Unterhaltung oder Nachrichtenprogramme, die Medienlandschaft ist sehr vielfältig.
Der ORF ist der größte Medienanbieter in Österreich. Er hat seinen Hauptsitz in Wien und betreibt in jedem der neun Bundesländer ein eigenes Studio. Auch ist er an der Austria Presse Agentur und den Österreichischen Lotterien mitbeteiligt.
Der ORF hat somit großen Einfluss auf die Informations- und Unterhaltungslandschaft des Landes. Deshalb hat der ORF auch eine große Verantwortung, seine Inhalte barrierefrei zu gestalten. Im ORF Access Service kümmert man sich um die Barrierefreiheit des ORF. Zu dieser Barrierefreiheit gehören verschiedene Bereiche wie Untertitelung, österreichische Gebärdensprache, Audiodeskription oder auch Nachrichten in einfacher Sprache.
Untertitel sind oft am unteren Rand des Bildes eingeblendet. Sie übersetzen das gesprochene Wort in Schriftsprache, damit zum Beispiel gehörlose Menschen oder schwerhörige Personen die Inhalte mitlesen können. Auch können Untertitel hilfreich sein, wenn man eine Sprache erst neu lernt und so das Gesprochene wieder mitlesen kann. Gebärdensprache ist die Muttersprache der gehörlosen Community. Jedes Land hat eine eigene Gebärdensprache. Es gibt auch innerhalb der länderspezifischen Gebärdensprachen unterschiedliche Dialekte. Mit Übersetzungen in österreichischer Gebärdensprache richtet man sich an diejenigen, für die die Gebärdensprache die Muttersprache ist.
Audiodeskription bedeutet, dass das Fernsehbild durch genaue Beschreibungen für Menschen mit Sehbehinderung zugänglich gemacht wird. In Dialogpausen oder in Abschnitten mit wenig Musik und Geräuschen werden die Szenenbilder beschrieben, sodass blinde und sehbehinderte Menschen nachvollziehen können, was auf dem Bild zu sehen ist.
Bei Nachrichten in einfacherer Sprache geht es darum, Nachrichteninhalte für Menschen mit Lernbehinderung zugänglich zu machen. Einfache Sprache ist aber nicht nur wichtig für Menschen mit Lernbehinderung. Es kann immer hilfreich sein, komplexere Inhalte einfacher und verständlicher zu erklären. Das nützt auch Kindern, älteren Menschen oder Menschen, die gerade erst Deutsch lernen.
Im Access Service des ORF befinden sich Untertitel, Audiodeskription und leichte Sprache unter einem Dach. 2020 wurde dieser Bereich ins Leben gerufen. Geleitet wird er von Lisa Zuckerstätter. Die technische Projektkoordination macht Christian Znopp. Mein Kollege Martin Ladstätter hat mit den beiden über die Barrierefreiheit im ORF gesprochen. Vor allem geht es in dem Gespräch um neue Techniken bei der Untertitelung durch automatische Spracherkennungsprogramme.
[Überleitungsmusik]
Martin Ladstätter: Am 15. Dezember 1980 wurde erstmals im ORF eine Sendung untertitelt. Es war damals das tägliche Lebenshilfe Magazin Via. Ab 1985 wurde die Nachrichtensendung Zeit im Bild untertitelt. Frau Zuckerstätter, wie hoch ist derzeit die Untertitelungsquote in den einzelnen ORF Sendern?
Lisa Zuckerstätter: Die Untertitelungsquote in den einzelnen ORF Sendern ist sehr unterschiedlich. Wir fokussieren uns vor allem auf ORF 1 und ORF 2. Das hat den einfachen Hintergrund, dass wir uns auch nach den reichweitenstarken Programmen orientieren wollen, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
Da resultieren wir derzeit bei rund 70 Prozent Untertitelquote bei ORF 3 mit circa 30 Prozent, ORF Sport plus sind derzeit noch/ Ist die Quote derzeit nicht vergleichbar mit den anderen Sendern. Wir bewegen uns zwischen 1 und 2 Prozent und hoffen natürlich, dass wir auch da in den nächsten Jahren stark ausbauen können und die Niveaus angleichen können.
Martin Ladstätter: Was sind eigentlich Untertitel im Fernsehen?
Lisa Zuckerstätter: Untertitel im Fernsehen tragen dazu bei, dass Menschen mit einer Hörbehinderung oder auch gehörlose Menschen das Szenenbild und die gesprochenen Wörter, Dialoge nachvollziehen können, indem es gekürzte Übersetzungen der Dialoge und der gesprochenen Wörter gibt.
Nicht eins zu eins, weil das wäre zu viel Text. Es gibt Untertitelstandards und an die halten wir uns auch und richten wir uns auch. Und dann wird im Kontext mit dem Bild für diese Personengruppe das Gezeigte verständlicher.
Martin Ladstätter: Wie kann diese Personengruppe die Untertitel lesen?
Lisa Zuckerstätter: Über den Teletext auf Seite 777 oder auch online auf der ORF TVthek durch das durch das Anklicken des Untertitel-Buttons.
Martin Ladstätter: Es wurde bekannt gegeben, dass der ORF jetzt auch live Untertitelungen starten möchte. Mit welchen technischen Hilfsmitteln arbeitet man, wenn es um live Untertitelung geht?
Lisa Zuckerstätter: Also ich führe ganz kurz ein und übergebe dann an meinen technischen Projektkoordinator Christian Znopp. Wir haben live Untertitel schon seit einigen Jahrzehnten, möchte ich sagen. Was wir gestartet haben im November 2021, waren automatische Live Untertitel und zwar versuchsweise im Onlinebereich und diese können über den ORF Newsroom, aber auch über die ORF TVthek abgerufen werden. Was die technischen Hintergründe zu beiden betrifft, Christian, könntest du gerne ein paar Worte sagen?
Christian Znopp: Ja, gerne. Wir verwenden für die Standard Live Untertitelung im – sei es jetzt Parlament oder Sportübertragungen – ein Spracherkennungssystem. Die Software heißt Dragon NaturallySpeaking, das System ist die Standardsoftware in diesem Bereich.
Der Unterschied zu einer automatischen Untertitelung ist der, dass bei diesem System die Software pro Sprecher oder ReSpeaker, wie der Fachbegriff dafür heißt, trainiert werden muss. Und auch jeder ReSpeaker bei uns sein eigenes persönliches Profil angelegt hat, in dem dann abgespeichert sind die Art seiner Stimmmelodie, wie Wörter betont formuliert werden, Tonhöhe, Sprechgeschwindigkeit und Ähnliches.
Im Gegensatz dazu, wie Lisa es vorher angesprochen hat, die automatische Spracherkennung ist Sprecher-unabhängig, das heißt, sie muss nicht auf eine Person trainiert werden, sondern ist ein generalisiertes System, das zumindest versucht, jede Stimme so gut wie möglich zu erkennen. Wir haben, wie gesagt, experimentell jetzt im Onlinebereich damit begonnen, Live Untertitelung auszutesten. Derzeit verwenden wir als Setting hauptsächlich Pressekonferenzen, die sich insofern gut eignen, als nicht durcheinander gesprochen wird.
Es immer nur ein Sprecher zu einer Zeit ist und bei Pressekonferenzen auch hauptsächlich Personen auftreten und vor Kamera und Mikrofon treten, die es gewohnt sind, vor einer laufenden Kamera oder vor einem Mikrofon zu sprechen. Während bei anderen Settings mit viel Hintergrundgeräuschen oder starker Dialektfärbung oder Diskussionssendungen, wo viele Menschen durcheinander sprechen, das System nicht sehr gut bis gar nicht funktioniert.
Martin Ladstätter: Wann konkret startete der Versuch der automatischen Live Untertitelung beim ORF?
Lisa Zuckerstätter: Im November 2021.
Martin Ladstätter: Und welche technischen Herausforderungen gibt es dabei?
Christian Znopp: Die größte Herausforderung für uns ist eigentlich jene, dass österreichisches Deutsch sich doch um einiges unterscheidet vom bundesdeutschen Deutsch und die existierenden Sprachenmodelle, die entwickelt worden sind, sich natürlich hauptsächlich oft auf den bundesdeutschen Raum konzentrieren.
Wobei man generell sagen muss, dass Deutsch im internationalen globalen Umfeld ein mehr oder minder Nebenschauplatz ist und die technische Entwicklung hauptsächlich sich natürlich fokussiert auf die großen Sprachfamilien: Anglo-amerikanischer Raum, französisch, spanischer Raum, chinesisch natürlich.
Was wir jetzt versuchen in einem Pilotprojekt mit unserer Partner Firma Econics aus Hamburg, ist es, ein österreichisches Sprachmodell zu entwickeln, eben für die automatische Spracherkennung. Wir haben intern das so getauft österreichisches Mediendeutsch, weil wir nicht davon ausgehen können, dass zum Beispiel sehr starke regionale Dialekte erkannt werden können, einfach aufgrund des mangelnden Trainings- und Datenmaterials.
Und das nur zur Verdeutlichung: Wir haben zum Training für dieses österreichische Mediendeutsch rund 2000 transkribierte Audiostunden als Basis für Training und Erstellung dieses Modells bereitgestellt.
Martin Ladstätter: Wie ist die Qualität der automatischen Untertitelung derzeit?
Christian Znopp: Es hängt sehr stark vom Setting ab. Wie gesagt, bei schön gesprochenem Text, sprich, Studiosituation, Nachrichtenmoderatoren, ist es meiner Meinung schon erstaunlich gut.
Ich glaube, wir liegen bei einer Erkennungsquote so um die 95 Prozent. Die Qualität kann dann allerdings sehr drastisch abfallen, wenn das Setting ein anderes wird, also sprich, Straßen-Interviews, Marktplätze, Hintergrundmusik oder schnelle Sprecherwechsel. Also in einer Dialogsituation, wenn sich zum Beispiel eine männliche und eine weibliche Stimme sehr schnell abwechseln, dann bricht die Erkennungsgenauigkeit auf unter 50 Prozent teilweise herunter oder auf auch teilweise streckenweise dann auf null.
Lisa Zuckerstätter: Wir wollten noch ergänzend erwähnen, dass wir derzeit in der Probephase die Ergebnisse noch begleiten. Wir geben die Untertitel nicht unredigiert online auch nicht im Livebetrieb, weil wir uns einfach von der Qualität zwar schon überzeugt fühlen, aber gerade bei Pressekonferenzen werden ja in der Regel auch sehr heikle Informationen verkündet, zum Beispiel Fallzahlen, was Corona betrifft.
Und da möchten wir einfach eine qualitativ hochwertige Information ausgeben, weswegen wir die Probephase so gestalten, dass die Streams zwei Minuten zeitversetzt ausgestrahlt werden. Das heißt, meine Mitarbeiterinnen haben die Gelegenheit, in einem Interface zu beobachten, was die KI ausgeben würde und bei schweren Erkennungsfehlern noch rechtzeitig einzugreifen. Das werden wir auch weiterhin tun. Wir können uns aber auch vorstellen, dass wir vielleicht probeweise, das würden wir dementsprechend natürlich auch ausschildern, mal ganz losgelöst die KI arbeiten zu lassen. Aber das sind so die nächsten Schritte in der Zukunft.
Martin Ladstätter: Das bedeutet, zur Steigerung der Qualität wird die Live Untertitelung zeitversetzt gesendet oder der ganze Stream zeitversetzt versendet?
Lisa Zuckerstätter: Der ganze Stream, genau, aber nicht lang. Also in der Regel zwei Minuten. Das erhöht einfach die Qualität des Ergebnisses und ist daher auch vertretbar in unseren Augen. Und wir haben auch noch kein negatives Feedback bekommen. Gott sei Dank.
Martin Ladstätter: Welche Sende-Angebote sollen konkret live untertitelt werden?
Lisa Zuckerstätter: Also ich glaube/ meinen Sie mit der automatischen oder generell?
Martin Ladstätter: Mit der automatischen.
Lisa Zuckerstätter: Wie mein Mitarbeiter Christian Znopp bereits erwähnt hat, es kommt auf das Setting an. Die Pressekonferenzen sind momentan einfach dafür am geeignetsten. Wir erhoffen uns aber in der engen Zusammenarbeit mit der Firma Econics und dem daraus resultierenden Sprachmodell weitere Programmformate zu erschließen. Welche das sein können ist jetzt schwer zu sagen. Wir werden es dann einfach von Sendung zu Sendung ansehen müssen.
Martin Ladstätter: Inwieweit waren und sind ExpertInnen in der Behinderten-Bewegung in der Entwicklung der Untertitel inhaltlich mit einbezogen?
Lisa Zuckerstätter: Also bei automatischen Untertiteln jetzt müsste man die Firma fragen. Unserer Erfahrung nach ist, was also technisch bezogen ist, haben wir genug Expertise im Haus, um das auch selbstständig zu lösen, wenn Fragen auftauchen, was sein kann.
Es können Fragen auftauchen wie: Inwieweit ist das Ergebnis noch akzeptabel für sie oder auch nicht. Da kann ich mir vorstellen, die Zielgruppe einzubinden. Derzeit ist das noch nicht notwendig.
Wir haben ja auch generell, was die Anforderung der Community an uns betrifft, wie Sie es vorher erwähnt haben, jahrzehntelange Erfahrung. Wir haben in den 80ern begonnen. Wir sind, abgesehen von den automatischen Untertiteln, im regen Austausch mit der Community und sind auch sehr wachsam, was Feedback betrifft und arbeiten das natürlich auch ein, weil wir sind ja nicht die Zielgruppe und es bringt alles nichts, alles Geld und all die Mühe nicht, wenn das Ergebnis am Ende niemanden interessiert.
Christian Znopp: Ich möchte vielleicht noch ergänzend hinzufügen. Ein Unterschied zwischen jetzt klassischer Untertitelung und Untertitelung mit automatischer Spracherkennung besteht darin/ Also wir haben leider im Deutschen jetzt nicht die sprachliche Unterscheidung, die es im anglo-amerikanischen Raum gibt.
Aber eine automatische Untertitelung erzeugt Subtitles, das heißt, im besten Fall ein 1 zu 1-Transkript des gesprochenen Wortes ohne Einkürzung und erfordert daher höhere Lesegeschwindigkeiten. Während in der klassischen Untertitelung, auch in der Live Untertitelung, mit den vorher erwähnten ReSpeakern, sehr wohl darauf geachtet wird, dass wir längere Standzeiten haben, sodass man den Untertitel auch in/ dass man genug Zeit hat, um den Untertitel auch zu lesen und auch noch etwas vom Bild mitzubekommen. Das ist der große Unterschied zu den automatischen Systemen, die im besten Falle, wie gesagt, ein 1 zu 1-Transkript des gesprochenen Wortes liefern.
Martin Ladstätter: Sie haben jetzt den Fachbegriff verwendet, ReSpeaker. Können Sie kurz erklären, was das ist?
Christian Znopp: ReSpeaker sind speziell ausgebildete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die im Prinzip, ich sage es jetzt einmal so, ein Simultandolmetscher sind, in diesem Fall aber nicht von einer Sprache in eine andere Sprache, sondern vom gesprochenen Wort in geschriebene Untertitel. In der Regel haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inzwischen so gut wie alle universitären Hintergrund und eine akademische Ausbildung in diesem Bereich. Es geht eben darum, dass die simultan das gesprochene Wort und Bild und laufende Bilder erfassen können und dann möglichst zeitnahe, daraus mittels der personalisierten Spracherkennung, geschriebene Untertitel produzieren und on Air beziehungsweise online geben können.
Martin Ladstätter: Wann konkret sind Testversuche mit anderen Sendungen geplant?
Lisa Zuckerstätter: Ich stelle mir das natürlich noch für heuer vor. Ich wünsche es mir noch für heuer. Es kommt auf den Fortschritt unserer Entwicklungen mit der Firma Eurconics an. Das ist, wie Sie sich vorstellen können, nicht ein sehr einfacher technischer Prozess, sondern da steckt viel Arbeit dahinter. Und sobald die ersten Ergebnisse zurückgemeldet werden oder wir befinden, dass man damit arbeiten kann, werden wir die nächsten Testsendungen starten und erschließen.
Aber wie es halt bei allen großen Unternehmen ist, es muss auch mehrere Schleifen durchlaufen. Ich hoffe, dass wir spätestens Ende des Jahres schon mit anderen Sendungen online gegangen sind.
Martin Ladstätter: Und die von Ihnen jetzt gerade angekündigten Sendungen für heuer, also für das Jahr 2022. Wie kann man erkennen, wann solche Sendungen im ORF gesendet werden? Ist das irgendwie auf einer Homepage beim ORF abrufbar?
Lisa Zuckerstätter: Wir haben auf der Seite tv.orf.at seit letztem Jahr, seit 2021, eigene Überblicksseite, was die barrierefreien Services betrifft im ORF. Da sind Sendungen mit Untertiteln und mit Audiodeskription ausgeschildert.
Was die TV-Ausstrahlung betrifft jetzt, die angesprochenen automatischen Live-Untertitel werden ja vorläufig im Onlinebereich ausgestrahlt. Da werden wir uns noch überlegen müssen, wie wir die Community am besten darüber informieren.
Was die Pressekonferenzen betrifft, das hat sich anscheinend schon recht eingespielt, weil wir auch teilweise Rückmeldung bekommen, warum diese Sendung nicht untertitelt war oder andere Fragen in die Richtung. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir das dann auch medial begleiten, aber wir sind, wie besprochen, erst in der Anfangsphase. Es ist Mai 2022. Wir haben im November 2021 begonnen. Wir machen das step by step und werden uns im Zuge dessen auch natürlich darüber Gedanken machen, wie die Information am schnellsten und am besten zur Zielgruppe kommt.
Martin Ladstätter: Eine der Sendungen, die im ORF am meisten gesehen ist und am beliebtesten sind die Bundesland Heute Sendungen. Ist auch geplant, dass diese einmal eine automatische Untertitelung bekommen?
Lisa Zuckerstätter: Ich kann mir das durchaus vorstellen, dass die Sendungen generell im Onlinebereich barrierefrei gemacht werden. Ob mit automatischen Live Untertiteln oder tatsächlich noch ganz klassisch, das werden wir uns ansehen. Wir wissen und kennen den Wunsch der Community und er ist auch angekommen. Also wir wissen, dass das sehr nachgefragte Sendungen sind und machen uns natürlich Gedanken, wie wir das am besten umsetzen können.
Noch aber ist es, wie mein Mitarbeiter Christian Znopp gesagt hat, nicht möglich, weil die Sendungen viel aus Dialogen bestehen, Hintergrundmusik haben. Live kann ich mir das derzeit nicht vorstellen, weil ich denke, dass die Nachbearbeitungszeit einfach noch zu groß wäre. Und auch die Koordination, weil das müssten ja, wie gesagt, Mitarbeiterinnen diesen Prozess begleiten live. Und das sind natürlich auch Ressourcen. Ich glaube aber, dass wir zumindest für den On Demand-Bereich, also zum Nachsehen auf der ORF TVthek, wie wir es schon bei Steiermark heute machen, da sehr wohl heuer weitere Schritte einleiten können, eventuell sogar wirklich schon eine weitere Sendung.
Christian Znopp: Ich darf vielleicht noch hinzufügen, speziell zur Thematik Bundesland heute. Wir sind dabei, intern einige Konzepte zu überlegen und zu prüfen, wie weit sie praxistauglich sind, um genau diese Sendungen barrierefrei anbieten zu können.
Es wird dabei die automatische Spracherkennung sicherlich eine Rolle spielen, aber in Kombination mit anderen Systemen, weil speziell bei den diesen Beitrags-orientierten Sendungen natürlich die Sprechertexte ja bereits im System vorhanden sind und im Studio dann vertont werden oder Moderationen halt in TV-Studio gesprochen werden. Und die Idee wäre jetzt eine Kombination aus bereits vorhandenem Text im Vorfeld der Sendung plus automatischer Spracherkennung einen, ich sage mal, Untertitel-Stream zu generieren, der vielleicht möglicherweise am Ende des Tages dann wirklich Live und synchron zur Sendung laufen kann, oder zumindest sehr zeitnahe zur Sendung online gehen könnte.
Aber das steht alles ja am Anfang. Und wie gesagt, wir prüfen technische Konzepte und sind dann am Experimentieren, was möglich ist und welche Technologien dafür einsetzbar sind für uns.
Martin Ladstätter: Abschließend noch eine Frage zur Entwicklung, die Sie erwarten: Wie viel Prozent der derzeitigen Untertitel sind circa automatisch generierte Untertitel und wie könnte sich das bis beispielsweise 2025 entwickeln?
Christian Znopp: Das ist jetzt schwer einzuschätzen. Derzeit sprechen wir von, mit automatischer Live-Untertitelung oder automatischer Untertitelung von einem mehr oder minder nicht messbaren Prozentsatz im Vergleich zum Gesamtangebot.
Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass das in den nächsten zwei bis drei Jahren mehr als einen einstelligen Prozentbereich erreichen wird. Meine Einschätzung ist folgende, dass mit dem jetzigen Stand der Technologie mehr oder minder ein Plafond erreicht ist.
Es wird sicherlich graduelle Verbesserungen geben, aber die technische Entwicklung in diesem Bereich ist sehr stürmisch und es ist ja vorstellbar, dass wir vielleicht in den drei Jahren, was inzwischen eine lange Zeit ist, für vieles im Entwicklungszyklus eine neuere Technologie bekommen, die bessere Ergebnisse liefert, schnellere Ergebnisse liefert. Und dann ist es natürlich vorstellbar, dass dieser Prozentsatz sehr, sehr rasch auch nach oben gehen kann.
Lisa Zuckerstätter: Genau. Ich kann mir vorstellen, am Weg dahin, dass uns die Automatisierung helfen, den Output zu steigern, ohne dabei die Sendungen zu 100 Prozent automatisch zu erstellen. Das ist, wie Christian Znopp sagt, von der Qualität her einfach noch nicht – ich würde sogar sagen – zumutbar.
Weil wir wollen ja unserem Publikum etwas Tolles liefern und einen Mehrwert. Aber wie erwähnt, was in drei, fünf Jahren ist, das kann momentan niemand prognostizieren.
Was ich nur oder was wir als ORF nur trotzdem tun werden und auch bereits eingeleitet haben, ist eben dieser Prozess, ein österreichisches Sprachmodell zu entwickeln.
Wir warten also nicht darauf, dass die großen Majors auf uns zukommen, weil wir das einfach in naher Zukunft nicht sehen und bleiben aber nicht untätig und drehen Däumchen, sondern wir haben das selbst in die Hand genommen, mit auch einigen Partnern in der österreichischen Medienlandschaft und hoffen einfach das Beste.
Martin Ladstätter: Danke, dass Sie uns einen Einblick in die ORF Untertitelung und die automatische Live Untertitelung gegeben haben. Und danke für das Gespräch.
Lisa Zuckerstätter: Danke für die Einladung und Ihre Fragen. Jederzeit wieder.
Christian Znopp: Gerne geschehen. Danke sehr.
[Überleitungsmusik] Katharina Müllebner: Das war unser Gespräch mit Lisa Zuckerstätter und ihrem Kollegen Christian Znopp.
Zugänglichkeit zu Informationen ist wichtig, denn informiert sein bedeutet Selbstbestimmung und Wahlfreiheit. Aber nicht nur Nachrichtenformate sind von Bedeutung, auch teilhabende Unterhaltungssendungen und Filmen ist wichtig, denn sie sind Teil unserer Kultur.
All das barrierefrei zu gestalten, ist Aufgabe der Medienanbieter der Länder. Abteilungen wie der Access Service können einen entscheidenden Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe leisten.
Vollständige Teilhabe ist dann erreicht, wenn alle Programme für Menschen zugänglich gemacht werden. Es muss selbstverständlich werden, dass Gesprochenes untertitelt, Bilder beschrieben und Informationen möglichst einfach erklärt werden. Nur dann geht man als Medienanbieter mit der Zeit und lebt eine Gesellschaft vor, in der alle Menschen ihren Platz haben.
Alle Informationen zu dieser Sendung finden Sie auf www.barrierefrei-aufgerollt.at. Es verabschiedet sich Ihr Redaktionsteam Katharina Müllebner, Markus Ladstätter und Martin Ladstätter.
[Musik mit Text: barrierefrei aufgerollt – kompakt und leicht verständlich]