In unserer Sendung „Politik – Wir machen mit!“ haben wir neue behinderte Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien gefragt, warum sie bei der Nationalratswahl 2017 antreten.
Hier ein paar Fragen, die wir ihnen gestellt haben:
- Warum kandidieren Sie bei der Nationalratswahl?
- Was haben Sie bisher gemacht?
- Warum sind Sie dafür geeignet?
- Wofür möchten Sie sich einsetzen?
Die Radiosendung zum Nachhören
Hier kannst Du die ganze Sendung anhören:
Hier findest Du die Sendung zum Nachlesen.
Unsere Interviewpartner
Florian Wibmer (SPÖ) aus Wien
Christine Steger (Die Grünen) aus Salzburg
Barbara Krenn (ÖVP) aus der Steiermark
Norbert Hofer (FPÖ) aus Burgenland
Silke Haider (SPÖ) aus Oberösterreich
Bei der FPÖ gab es keine neuen Kandidatinnen oder Kandidaten mit Behinderung, die bei der Nationalratswahl antreten, deshalb haben wir Norbert Hofer interviewt.
Sendung im Radio hören
Diese Sendung wurde auch auf Radio ORANGE 94.0 am 3. September 2017 um 10:30 gesendet. Die Sendung konnte auch auf o94.at live gehört werden. Am 17. September 2017 um 10:30 wurde sie auf Radio ORANGE 94.0 wiederholt.
Radiosendung zum Nachlesen:
Martin Ladstätter: Herzlich Willkommen, bei der heutigen Sendung von „barrierefrei aufgerollt“ von BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben.
Mein Name ist Martin Ladstätter.
„Politik – wir machen mit! “ heißt diese Sendung.
Wir stellen Kandidatinnen und Kandidaten mit Behinderungen zur Nationalratswahl 2017 vor. Am 15. Oktober 2017 findet die Nationalratswahl statt. Noch nie gab es so viele Kandidatinnen und Kandidaten mit Behinderungen wie bei dieser Wahl.
Wir haben mit einigen von ihnen gesprochen, wie sie in die Politik kamen und was sie vorhaben.
Doch wer sind diese Kandidatinnen und Kandidaten und für welche Parteien treten sie an? Das und mehr erfahren Sie in der heutigen Sendung!
[Überleitungsmusik]Martin Ladstätter: Kommen wir zu den Grünen, Helene Jarmer kandidiert wieder auf der Bundesliste der Grünen. Zusätzlich Christine Steger, als Listenerste, in Salzburg. Doch wer ist Christine Steger?
Was machen Sie beruflich?
Christine Steger: Ich bin eben seit 2004 an der Universität tätig, leite dort die Abteilung Disability und Diversity. Habe inzwischen vier Mitarbeiterinnen und wir kümmern uns um alle Belange zum Thema Gleichstellung an der Universität, also beispielsweise barrierefreies Planen und Bauen.
Vielleicht zu meiner anderen Beschäftigung noch, seit September 2013 arbeite ich im Regierungsbüro vom Soziallandesrat, des grünen Soziallandesrats, und dort bin ich für die Bereiche Behinderung und Inklusion sowie psychosoziale Gesundheit zuständig.
Martin Ladstätter: Wie kam es eigentlich, dass Sie Listenerste der Grünen in Salzburg wurden?
Christine Steger: Am 1. Juli hat in Salzburg die Landesversammlung, die Parteiversammlung stattgefunden. Das heißt, das war eine basisdemokratische geheime Abstimmung der Grünen Landesversammlung und die hat mich auf Platz eins gewählt.
Martin Ladstätter: Warum glauben Sie, haben sie die Grünen zur Spitzenkandidatin gewählt?
Christine Steger: Einerseits, glaube ich, ist es zum ersten Mal gewesen, dass eine Person, die selbst mit Behinderungshintergrund lebt auf einer Landesliste auf Platz eins gewählt wurde. Und ich glaube, das ist ein Novum.
Ich habe so den Eindruck auch gewonnen, dass ich auch deshalb gewählt worden bin, weil mir Menschen zutrauen, Brücken bauen zu können. Ich habe auch genau das vor.
Für mich ist ja auch das Sozialthema ein sehr breites Thema, wie wohl ich mich dagegen verwehre das Thema Menschen mit Behinderungen nur im Sozialbereich abgehandelt zu wissen.
Aber das Thema Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, beziehungsweise Umsetzung der UN-BRK, das spielt sich in allen Lebens- und Politbereichen ab und eben nicht nur im Sozialbereich. Aber natürlich bin ich mit einem sehr klaren Thema auch.
Also die Solidarität in der Gesellschaft, das war so mein Thema auch bei der Wahl, bei der Landesversammlung, bin ich gewählt worden, was durchaus viele auch überrascht hat, weil es eben nicht die, ja, die, wie soll man sagen, die plakativsten Bereiche sind, die meine Bereiche sind, aber es sind wichtige gesellschaftspolitische Bereiche und ich glaube, dass mir einfach die Leute zutrauen, dass ich für mein Anliegen und für das Anliegen sozusagen von uns allen Verbündete finden kann.
Martin Ladstätter: Wie kam es, dass sie gesellschaftspolitisch tätig wurden und was qualifiziert Sie?
Christine Steger: Ich habe mit 18 einen Verkehrsunfall gehabt und die Folge dieses Verkehrsunfalls war, dass ich mich plötzlich auf der anderen Seite unter Anführungszeichen wiedergefunden habe.
Ich war bis 18 relativ durchschnittlich sozialisiert. Aufgewachsen in Tirol in einem Dorf, wo es auch eine Lebenshilfewerkstätte gegeben hat. Das hat bedeutet, Menschen mit Behinderungen haben zu meinem Verständnis von Ortsbildung und Normalität immer dazugehört, aber ich war eben nicht sonst irgendwie befasst mit dem Thema und dann habe ich diesen Verkehrsunfall gehabt und danach war alles anders.
Ich habe eine Oberschenkelprothese, ich lebe mit Oberschenkelprothese jetzt, auch inzwischen seit 18 Jahren. Und das hat einfach meine Politisierung auch verursacht.
Wie ich dann an die Uni gekommen bin, habe ich mich ehrenamtlich engagiert und dann eben auch damals die Stelle der Behindertenbeauftragten angenommen und eingenommen und entwickelt auch muss man sagen und in dem Zusammenhang habe ich eben sehr viele Erfahrungen gesammelt.
So habe ich in den vergangenen 14 Jahren, sozusagen, informelle Qualifikationen erworben, aber auch natürlich formale, also ich bin beispielsweise zertifizierte Expertin für barrierefreies Planen und Bauen. Bin im Bereich Psychosoziales auch ausgebildet und bringe so ein, ja, ein Portfolio mit von dem ich glaube, dass es sehr gut, eine sehr gute Grundausstattung ist für eine politische Tätigkeit.
Martin Ladstätter: Und was treibt Sie persönlich an?
Christine Steger: Also meine Themen, die mich antreiben, sind natürlich/ist natürlich grundsätzlich die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention. Punkt.
Das ist sehr allgemein, aber auch sehr konkret.
Also, ich habe auch einfach gesehen in den letzten Jahren, dass Menschen mit Behinderungen in vielen Bereichen, in vielen Lebensbereichen, einfach übersehen werden.
Es braucht eine starke Stimme für das Anliegen von uns Menschen mit Behinderungen, grundsätzlich.
Martin Ladstätter: Was fällt Ihnen zum Thema Teilhabe bei der Nationalratswahl ein?
Christine Steger: Mich freut es sehr, dass bei dieser Nationalratswahl überraschend viele Menschen mit Behinderungen auf den Listen gelandet sind. Das ist erfreulich. Grundsätzlich.
Ich sehe das genau so, dass Menschen mit Behinderungen überall mitreden sollen und mitreden müssen, weil auch der Grundsatz gilt: „Nichts über uns, nichts ohne uns.“
[Überleitungsmusik]Martin Ladstätter: Die ÖVP überraschte sogar mit 2 Listenersten mit Behinderungen. In Tirol, Kira Grünberg, und in der Steiermark Barbara Krenn. Die ehemalige Stabhochspringerin Kira Grünberg ist österreichweit bekannt.
Doch wer ist Barbara Krenn. Wir wollten es genau wissen!
Erzählen Sie uns bitte etwas über ihre Lebensgeschichte!
Barbara Krenn: Ich bin in der Gemeinde Pürgg-Trautenfels in Pürgg aufgewachsen. Bin in Stainach ins Gymnasium gegangen und hab dann mit 19 Jahren nach einer Lehre für ein Gastronomiefachmann -fachfrau den elterlichen Betrieb übernommen. Hab diesen Betrieb, der eigentlich ziemlich renovierungsbedürftig war aufgebaut gemeinsam mit meinem Mann zu einem der renommiertesten Betriebe im Bezirk.
Bin 2002 dann Vizebürgermeisterin der Gemeinde Pürgg-Trautenfels geworden und hab dann 2007 die Gemeinde übernommen und war 8 Jahre Bürgermeister in der Gemeinde Pürgg-Trautenfels.
Bin aber dann krank geworden 2013. Es war eine Krebserkrankung und man hat eigentlich geglaubt er ist geheilt und Ende 2014 ist er aber leider wieder ausgebrochen und ich bin 2015 aufgrund dieser Diagnose an der Wirbelsäule operiert worden. Und das ist aber leider, hat es Komplikationen gegeben und man wird dann auf einmal wach nach der Operation und kann sich nicht mehr bewegen. Und da ist dann schon eine Welt zusammengebrochen und eigentlich alle Träume an denen man gearbeitet hat sind wie eine Seifenblase zerplatzt.
Martin Ladstätter: Warum glauben Sie, wurden Sie ausgewählt?
Barbara Krenn: Ich hab’ mir als Bürgermeisterin auch schon immer gewünscht, dass mehr Menschen von der Basis im Parlament sind und die wissen wovon sie reden. Die wissen, wie’s dem Unternehmer geht, die wissen wie’s der Bürgermeisterin geht und die wissen den Menschen mit Handicap geht.
Und ich glaube das ist der Grund gewesen, warum man mich ausgewählt hat und ausgesucht hat.
Martin Ladstätter: Was befähigt Sie für die Politik?
Barbara Krenn: Das ich wirklich weiß, wie’s Unternehmerinnen und Unternehmern geht. Wie’s der Bürgermeisterin geht, wie’s den Menschen mit Handicap geht. Das ich Landeslehrlingsreferent bin.
Und auch, dass ich die Dinge wirklich aus weiblicher Sicht sehe, obwohl ich fast immer in einer Männerdomäne gearbeitet habe. Und, dass ich immer nah am Bürger, nah am Menschen war.
Martin Ladstätter: Was motiviert Sie zu kandidieren?
Barbara Krenn: Was motiviert mich zu kandieren? Für die Menschen sich einzusetzen, für die einfachsten Sachen aufzuzeigen. Wirklich von der Basis, dass man weiß, wie geht’s uns? Was will der Mensch am Land, der Mensch in der Stadt. Einfach direkt beim Bürger zu sein, das motiviert mich, das weiterzutragen und sich für diese Dinge einsetzen wie’s denen geht.
Das war auch wirklich immer so, dass ich sag, ich hab’ das auch in Tobelbad schon erlebt, wo ich 7 Monate auf Reha war, wie’s den Menschen geht und dass man einfach da ist und dass man wirklich sich einsetzt für gewisse Dinge.
Martin Ladstätter: Für welche Themenbereiche möchten Sie sich einsetzen?
Barbara Krenn: Auf alle Fälle für die Vereinfachung der Bürokratie. Für Leute mit Handicap, dass die auch bei Förderungen und bei sonstigen Hilfsmitteln das einfacher haben. Da geht’s um Kleinigkeiten und die müssen eine Fülle von Formularen ausfüllen und sich kümmern und wie ich eben gesagt habe bin ich wirklich eine, die nicht nachgibt und die immer schaut, dass es den anderen gut geht. Und da ist mir wirklich aufgefallen, das kann es nicht sein. Das darf nicht wahr sein, dass da Menschen die wirklich nicht so resolut sind, die geben dann auf. Da muss man einfach dahinter sein, denen muss man helfen, dass das leichter ist.
Und dann geht’s natürlich auch ums Unternehmertum. Da gibt es ja Geschichten, da brauchst ja schon bald eine eigene Sekretärin mit der Aufzeichnungspflicht.
Übergabe, wenn ein junger Mensch den elterlichen Betrieb übernehmen muss oder möchte: Der hat oft solche Schwierigkeiten, dass er im Vorfeld schon aufgeben muss, weil es einfach solche Auflagen sind.
Martin Ladstätter: Was möchten Sie im Parlament erreichen?
Barbara Krenn: Ich möchte eine starke Stimme sein, die gehört wird, und das werde ich auch erreichen. Und natürlich, dass wir diese Dinge, von denen wir jetzt gesprochen haben, wirklich raschest möglich umsetzen, und schnell umsetzen.
Das ist in erster Linie die Bürokratie vereinfachen.
Dann natürlich auch Menschen mit Handicap, also den behinderten Menschen, dass da die Bürokratie auch vereinfacht wird und die ganzen Förderungsschienen, dass das einfach schneller geht und wenn sie’s nicht selber machen können, dass es mehrere Hilfestellungen gibt und, dass das einfach so wirklich einmal richtig zackig zackig geht.
Martin Ladstätter: Was benötigen Menschen mit Behinderungen um politisch teilhaben zu können?
Barbara Krenn: Sie benötigen natürlich auch Fürsprecher, aber ein behinderter Menschen kann politisch immer teilhaben und ich glaube wenn ein behinderter Mensch sich politisch engagieren möchte ist er bei uns immer herzlich willkommen!
[Übergangsmusik]Martin Ladstätter: Schon länger im Parlament, Norbert Hofer. Er ist dritter Nationalratspräsident und für die Freiheitliche Partei Österreich.
Wie kamen Sie in die Politik?
Norbert Hofer: Ich habe mir nie gedacht, dass ich irgendwie mal beruflich in der Politik landen werden. Ich war als junger Mann sehr begeistert vom Flugsport und jede freie Minute beim Modellfliegen und auf dem Segelflugplatz. Aber schon politisch interessiert, als ich dann in den Beruf eingestiegen bin, als Flugzeugtechniker, habe ich mich noch mehr interessiert.
Habe auch begonnen hier und da Sitzungen zu besuchen und plötzlich war der Moment da, wo es geheißen hat, du musst dich jetzt entscheiden: Gehst du in die Politik oder machst du etwas Anderes? Und ich habe mich damals getraut es zu machen und habe es bis heute nicht bereut.
Martin Ladstätter: Was motiviert Sie, Politiker zu sein?
Norbert Hofer: Die Möglichkeit tatsächlich lenkend eingreifen zu können. Ein Politiker ist natürlich nie alleine. Er kann es ja nicht alleine entscheiden. Aber er hat die Möglichkeit durch seine Arbeit Einfluss zu nehmen.
Das betrifft einen Oppositionspolitiker, der seine Ideen gut vorträgt und auch konsequent ist und es betrifft noch viel mehr einen Regierungs-politiker, der die Möglichkeit hat, tatsächlich sehr rasch etwas umzusetzen.
Und das ist das, was mich interessiert und was mir gefällt und ich hoffe, dass ich irgendwann am Ende meines politischen Lebens sagen kann ich habe ein paar Punkte umsetzen können, die für Österreich wirklich wichtig waren.
Martin Ladstätter: Was möchten Sie erreichen?
Norbert Hofer: Die inhaltlichen Ziele sind für mich, oder ist für mich, vor allem das Thema „selbstbestimmt Leben“.
Für mich war es natürlich eine große Umstellung als ich dann plötzlich nach einem Leben als Sportler und sehr aktiv, dann diesen Unfall hatte und dann diese inkomplette Querschnittslähmung hatte. Der Befund war zuerst Querschnitt komplett. Aber man lernt sehr viel und dass Wichtigste ist eben, dass man möglichst wenig abhängig ist und frei entscheiden kann über sein Leben.
Und da gibt es Punkte, die muss ich in der Politik möglich machen, das betrifft das Pflegegeld. Das muss so gestaltet sein, dass ich damit auskommen kann und die notwendigen Investitionen tätigen kann.
Das betrifft die persönliche Assistenz, wo ich nicht Bittsteller sein will, sondern wo ich klare Richtlinien haben möchte, wann steht mir das zu und wann nicht. Ja, und das betrifft auch die Barrierefreiheit, das betrifft die Möglichkeiten im Beruf.
Martin Ladstätter: Braucht es behinderte Menschen in der Politik?
Norbert Hofer: Ich halte es für sehr wichtig, dass Menschen mit Behinderung auch in der Politik tätig sind.
Natürlich kann auch ein Mensch, der keine Behinderung hat, Politik für behinderte Menschen machen, aber die emotionale Bindung und damit die Ausdauer, die Konsequenz, mit der man Themen verfolgt, ist viel mehr gegeben, wenn ich auch selbst weiß, wie es sich lebt aus einer anderen Perspektive.
Nicht alle Fraktionen haben Mandatare mit einer Behinderung, aber das geht nicht nur um das Parlament, es geht um die Landtage, um die Gemeinderäte, es geht um die Kammern. Überall dort möchte ich Menschen mit Behinderungen ermutigen aktiv zu werden.
Ich glaube, ich habe im vorherigen Jahr zeigen können, und da müssen sie jetzt nicht mich gewählt haben im letzten Jahr, aber dass man auch mit einer Behinderung einen extrem langen und harten Wahlkampf durchstehen kann. Und ich hoffe, dass es ein bisschen ein Signal war, dass man behinderten Menschen mehr zutraut.
Martin Ladstätter: Sie werden Abgeordneter im nächsten Parlament sein. Ist es schon klar, auf welchen Listenplatz Sie kandidieren?
Norbert Hofer: Das wird der zweite Listenplatz sein auf der Bundesliste. Der erste Listenplatz im Wahlkreis Burgenland und auch der erste Listenplatz im Wahlkreis 1b, das ist das südliche Burgenland.
[Übergangsmusik]Martin Ladstätter: Für die SPÖ kandidieren Florian Wibmer und Silke Haider. Beide waren politisch schon tätig.
Er, Bezirksrat Mariahilf in Wien und sie Gemeinderätin in Oberösterreich.
Beginnen wir mit Silke Haider.
Sie kandidieren für die SPÖ. Welche Themen sind Ihnen wichtig?
Silke Haider: Ich kandidiere auf der Bundesliste für die SPÖ. Als Qualifikation sehe ich einerseits ganz klar, die, dass ich selbst betroffen bin, selbst eine Behinderung habe, das schon seit meiner Geburt, also seit 30 Jahren und zusätzlich zu dem bin ich jetzt seit 2009 am politischen Parkett.
Egal ob jetzt hochschulpolitisch oder jetzt auch landespolitisch, bundespolitisch und ich war auch ganz kurze Zeit Gemeinderätin in meinem früheren Heimatort.
Aber vor allem habe ich alle diese Themen, also Bildungspolitik, Arbeitspolitik, Wohnen, auch bis zu einem gewissen Grad, alles selbst schon erleben dürfen, alle Höhen und Tiefen des österreichischen Sozialsystems und der österreichischen Behindertenpolitik.
Ich weiß wie es ist, wenn man kämpfen muss, dass man die Pflegeeinstufung wieder bekommt die man hatte oder zumindest annähernd wiederbekommt. Ich weiß wie es ist, wenn man warten muss um eine passende Wohnung zu bekommen und wieder erklären zu müssen warum der Umbau jetzt notwendig ist.
Ich habe mal getitelt „Ich arbeite für Menschen mit Behinderungen“ bei einem Blogbeitrag und das habe ich nicht so gemeint, dass ich über die Menschen entscheiden möchte, sondern ich zähle mich 100 % zu dieser Gruppe.
Das heißt, wenn ich sag ich will Menschen mit Behinderungen vertreten, dann heißt das für mich, dass ich mit ihnen ins Gespräch kommen will, dass ich ihnen ermöglichen möchte, dass ich ein Sprachrohr sowohl in der SPÖ bin und vielleicht auch später wirklich in der Bundespolitik
Martin Ladstätter: Verraten Sie uns bitte: Was motiviert Sie?
Silke Haider: Es motiviert mich, dass als ich 2009 angefangen habe und in mini-mini-mini-kleinen-Schritten geht doch was weiter.
Ich habe mich erkundigt, bis vor mir ist, ich bin jetzt Platz 30 Bundesliste, das ist jetzt nicht sehr aussichtsreich, aber ich stehe auf einer Liste. Ist noch nie jemand vorher auf so einer Liste mit Behinderung an so einer Stelle gestanden.
Und es ist noch nie über jemanden mit Behinderung als zukünftige, vielleicht Mandatarin, diskutiert worden. Das zähle ich schon einmal als Erfolg und somit motiviert mich das.
Martin Ladstätter: Und was sind die Themenbereiche, die Sie persönlich, besonders interessieren?
Silke Haider: Für mich ganz wichtig ist die Bildungspolitik. Ich bin eine Verfechterin davon, dass wir von der Sonderschule wegmüssen.
Das heißt für mich nicht, dass wir sonderpädagogischen Unterricht komplett streichen müssen, weil ich fest davon überzeugt bin, dass für manche Personengruppen es einfach wichtig, dass es eine besondere Förderung gibt. Wobei so besonders finde ich das jetzt wieder gar nicht. Das ist ein Thema, also weg vom reinen Sonderschulwesen.
Zweites Thema ist Wohnen. Für mich braucht jeder Mensch einfach die Möglichkeit dort wohnen zu dürfen und in dieser Form wohnen zu dürfen, wie er will.
Martin Ladstätter: Wie lauten Ihre persönlichen Ziele?
Silke Haider: In den nächsten 5 Jahren will ich erreichen, dass die SPÖ nicht nur einen schönen Plan A schreibt mit einer Erweiterung für Inklusion, sondern das dann auch umsetzt.
Menschen mit Behinderungen müssen einfach immer ein Thema sein und wenn Sie sagen 5 Jahre, die nächsten Wahlen kommen bestimmt und ich will auf einen wählbaren Platz.
Martin Ladstätter: Und was benötigt man Ihrer Meinung nach für Teilhabe in der Politik?
Silke Haider: Meines Erachtens nach eine sehr breite Basis, das heißt, es braucht für mich genauso Organisationen wie BIZEPS, Selbstvertreterorganisationen.
Es braucht für mich PolitikerInnen, die in dem klassischen Parteigetriebe, das es nun einmal gibt in Österreich, drinnen sind. Und die zwei müssen miteinander arbeiten. Es geht weder ohne dem, noch mit einem dieser Parts. Das heißt, die Parteien müssen endlich lernen, also auch meine Partei, dass wir uns wirklich nach außen öffnen müssen.
[Übergangsmusik]Martin Ladstätter: Und nun zum zweiten SPÖ Kandidaten, Florian Wibmer.
Welchen Bezug haben Sie zu Menschenrechten?
Florian Wibmer: Ich habe 2010 angefangen in Wien Geschichte zu studieren, habe mich auch sehr viel beschäftigt mit der Geschichte von gehörlosen Personen. War auch meine Masterarbeit dann darüber, über den Unterricht von gehörlosen Personen im 18. und 19. Jahrhundert.
Und während des Studiums habe ich mich engagiert im Verein Österreichischer Gehörloser Studierender, wo wir auch immer wieder Aufmerksamkeit erregt haben, weil wir eben unsere Rechte als Gehörlose und schwerhörige Studierende eingefordert haben.
Und im Zuge dessen hatte ich die Ehre auch im unabhängigen Monitoringausschuss mitzuarbeiten, Missstände in Österreich aufzudecken und auch Stellungnahmen einfließen zu lassen, was mir sehr, sehr wichtig war.
Und seit zweieinhalb Jahren arbeite ich bei der Stadt Wien bei der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen, wo es auch um Menschenrechte geht.
Martin Ladstätter: Wie sind Sie in die Politik gekommen?
Florian Wibmer: Eher zufällig. Also ich war schon immer ein politisch engagierter und denkender Mensch, glaube ich.
Und somit hat sich das irgendwie ergeben, dass ich seit 2015 Bezirksrat bin, was mir sehr gefällt und ich denke da kann man schon auch die Themen Menschen mit Behinderungen sehr gut platzieren und auch in den Mittelpunkt bringen und darum geht es mir, dass wir den Diskurs weiterführen, weiterentwickeln und die Situation für Menschen mit Behinderungen in Österreich verbessern.
Martin Ladstätter: Und was motiviert Sie, Politik zu machen?
Florian Wibmer: Dass man nach langer Arbeit oder nach kurzfristiger Arbeit etwas verändern kann, dass man, um es mit Bruno Kreisky zu sagen „ein Stück des Weges mitgehen kann“.
Das müssen nicht unbedingt große Veränderungen sein, die sofort sichtbar sind, aber ich glaube, dass man durch politische Engagement beitragen kann. Das meine ich nicht klischeehaft oder romantisch verklärend, durchaus die Welt ein Stückchen besser machen kann.
Martin Ladstätter: Für welche Themenbereiche setzen Sie sich ein?
Florian Wibmer: Ich komme ganz stark aus der Gehörlosencommunity, wo ich ganz stark einmal fordere die bessere Umsetzung und Implementierung der österreichischen Gebärdensprache, zum Beispiel, als Amtssprache, als Unterrichtssprache muss es unbedingt anerkannt werden.
Für mich ist sehr wichtig das Thema Bildung insgesamt und ich glaube, dass wir hinarbeiten müssen zu einem inklusiven Schulsystem, das ist auch sehr schön zu sehen, dass im Plan A, der entwickelt wurde von Christian Kern, Inklusion einen hohen Stellenwert mittlerweile hat, auch in der Bildung. Und da glaube ich, dass in den nächsten Jahren einiges passieren wird.
Insgesamt muss auch die persönliche Assistenz besser ausgebaut werden.
Martin Ladstätter: Auf welchem Listenplatz der SPÖ kandidieren Sie?
Florian Wibmer: Ich kandidiere auf der Landesliste Platz 59 und auf der Bundesliste auf Platz 35, was eine sehr hohe Ehre ist, weil man sieht das Thema Menschen mit Behinderung wird in der SPÖ jetzt ernst genommen. Man will bewusst etwas verändern und ich glaube die Positionierung von Silke Haider und mir zeigt schon, die SPÖ will in diesem Bereich etwas machen oder muss in dem Bereich auch etwas machen.
Martin Ladstätter: Mit dieser Platzierung werden Sie kein Nationalratsmandat erhalten. Was sagen Sie dazu?
Florian Wibmer: Das ist mir bewusst. Gleichzeitig muss ich auch betonen, dass noch nie Menschen mit Behinderungen so weit vorne platziert sind.
Es geht mir auch gar nicht darum ein Fixmandat zu haben. Es geht mir darum, die Themenbereiche einzubringen, mehr in den Fokus zu bringen und zeigen, dass es ein Querschnittthema, oder Querschnittmaterien sind.
Da stehe ich gerne zu Verfügung und ich glaube, dass es wirklich darum geht zu zeigen, wir wollen hier etwas ändern und das hat auch mit dieser Platzierung zu tun und ich mache das auch gerne in Interviews wie jetzt, einfach darauf hinzuweisen, dass wir in Österreich noch sehr viel zu tun haben, was die Umsetzung und die Einhaltung von Rechten für Menschen mit Behinderungen bedeutet.
[Übergangsmusik]Martin Ladstätter: Das war „Politik – Wir machen mit!“ aus der BIZEPS-Sendereihe „barrierefrei aufgerollt“.
Alle Informationen zu dieser Sendung finden Sie auf unserer Internetseite barrierefrei-aufgerollt.at/sendung4
Diese Sendereihe ist auf Radio ORANGE 94.0 zu hören.
Redaktion: Martin Ladstätter und Katharina Müllebner
Technik: Markus Ladstätter
der Florian Wibmer, das ist ja nur eine Solidaritätskandidatur für die SPÖ. der ist so weit hinten gereiht, da müsste die SPÖ 99,9 % bekommen, damit sich vielleicht doch noch ein Mandat ausgehen könnte. Das nur zur Info für alle, die glauben, die SPÖ hätte einen Kandidaten an wählbarer stelle