Menschen mit Lernschwierigkeiten haben starke Stimmen.
Sie wissen was sie wollen und können für ihre Rechte eintreten.
Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter kämpfen für die Gleichberechtigung und Selbstbestimmung von Menschen mit Lernschwierigkeiten.
Sie wollen auch nicht mehr als geistig behindert bezeichnet werden. Sie möchte so wie alle anderen Menschen zuerst als Mensch gesehen werden.
People First – “Mensch zuerst” wurde als Name für eine Bewegung verwendet, die in Amerika ihren Anfang nahm und die es jetzt auf der ganzen Welt gibt.
Die Radiosendung zum Nachhören
Hier kannst du die ganze Sendung anhören:
Hier findest Du die Sendung zum Nachlesen.
In der Sendung
Oswald Föllerer, er ist seit vielen Jahren als Selbstvertreter tätig.
Er ist Obmann der Gruppe „Vienna People First“ und Mitarbeiter des Selbstvertretungszentrums Wien. Zudem ist er noch Stellvertretender Obmann der Wiener Monitoringstelle und Mitglied im Netzwerk Selbstvertretung Österreich. Außerdem ist er Sprecher des Forums Selbstvertretung. Aktuell hat er auch noch eine Position bei Inclusion Europe bekommen, einer internationalen Organisation, die sich für die Rechte von Menschen mit Lernschwierigkeiten und ihren Familien einsetzt.
Für ihn zählt: „Nichts über uns ohne uns!“
Interessante Links
- barrierefrei aufgerollt Sendung über leichte Sprache
- People First USA ein Beitrag von BIZEPS
- barrierefrei aufgerollt Radiosendung zum Erwachsenenschutzrecht
- Artikel über das Selbstvertretungszentrum
- Sich Zeit nehmen: ORF.at im Gespräch mit Oswald Föllerer
- Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter fordern Abbau von Barrieren ein Beitrag von BIZEPS
Die Sendung im Radio hören
Wien: Auf Radio ORANGE am 6. Dezember 2020 um 10:30 Uhr. Die Sendung kann auch auf o94.at live gehört werden. Die Wiederholung gibt es am 20.Dezember 2020 um 10:30 Uhr.
St. Pölten: Im campus & city radio am 10. Dezember 2020 um 17 Uhr. Die Sendung kann auch auf cr944.at live gehört werden.
Graz: Im Radio Helsinki am 18.Dezember 2020 um 16:30 Uhr. Die Sendung kann auch auf helsinki.at live gehört werden.
Salzburg: Auf radiofabrik am 14.Dezember 2020 um 18:00 Uhr. Die Sendung kann auch auf radiofabrik.at live gehört werden.
Hier findest Du alle unsere Sendetermine in den verschiedenen Radiosendern.
Die Sendung zum Nachlesen
Katharina Müllebner: Herzlich willkommen zu dieser Sendung von Barrierefrei aufgerollt von BIZEPS Zentrum für Selbstbestimmtes Leben.
Am Mikrofon begrüßt Sie Katharina Müllebner. In dieser Sendung sprechen wir mit unserem Gast Oswald Föllerer über das Thema Selbstvertretung von Menschen mit Lernschwierigkeiten und was diese bewirken kann. Die People First Bewegung hat in Amerika angefangen bei einem Treffen 1974 in Oregon. Eine Person sagte dort, dass sie nicht mehr als geistig behindert bezeichnet werden möchte. Sie möchte zuerst als Mensch gesehen werden.
People First, „Mensch zuerst“ wurde zum Namen für die Bewegung. Michael Long ist der Repräsentant der US-amerikanischen People First Bewegung. Ein Seminar, das er 2001 in Wien gehalten hat, war der Auslöser für die Gründung einer People First Gruppe hier in Wien.
Inzwischen gibt es People First Gruppen auf der ganzen Welt. Sie kämpfen für die Rechte von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Menschen mit Lernschwierigkeiten wissen selbst am besten, was sie brauchen.
Sie sind Expertinnen und Experten in eigener Sache. Sie können ihre Anliegen selbst vertreten. Oswald Föllerer ist seit vielen Jahren als Selbstvertreter tätig. Er ist Obmann der Gruppe Vienna People First und Mitarbeiter des Selbstvertretungzentrums Wien. Zudem ist er noch stellvertretender Obmann der Wiener Monitoringstelle, Mitglied im Netzwerk Selbstvertretung Österreich, Sprecher des Forums Selbstvertretung und aktuell hat er auch noch eine Position bei Inclusion Europe bekommen, einer internationalen Organisation, die sich für die Rechte von Menschen mit Lernschwierigkeiten und ihrer Familien einsetzt. Das sind nur ein paar der Organisationen, in denen Oswald Föllerer Mitglied ist. Denn für ihn zählt: Nichts über uns ohne uns. In dieser Sendung erfahren wir von ihm, wie es Menschen mit Lernschwierigkeiten hier in Österreich geht. Auch erzählt er, was Selbstvertretung ist und was sie bewirken kann. Hören Sie jetzt unser Gespräch mit Oswald Föllerer.
[Überleitungsmusik]Guten Tag, Herr Föllerer, schön, dass Sie bei uns sind in dieser Sendung über Selbstvertretung und Rechte von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Zunächst mal, was für Hindernisse gibt es denn für Menschen mit Lernschwierigkeiten in der Gesellschaft in Österreich?
Oswald Föllerer: Es gibt Hindernisse von Selbstbestimmung, um auch unabhängig zu sein als Selbstvertreter. Selbstbestimmung, das heißt sofort in dem Sinne: Man darf nicht zum Beispiel bei uns in dem Selbstvertretungszentrum, wenn wir ein Treffen haben, nicht herkommen. Und Selbstvertretung heißt auch Sachen wie leichter Lesen und leichter Sprache.
Katharina Müllebner: Was ist denn wichtig, damit Menschen selbstbestimmt leben können?
Oswald Föllerer: Wichtig ist, dass die Menschen selbst leben können und selbst bestimmen, dass sie sich äußern sollen selber, dass sie Selbstbestimmung haben und selbst Entscheidungen treffen können. Das ist für mich ein selbstbestimmtes Leben.
Katharina Müllebner: Und was braucht es dazu, damit man selber eine Entscheidung treffen kann?
Oswald Föllerer: Mehr Informationen, eine Leichter Lesen und Leichte Sprache und Unterstützung.
Katharina Müllebner: Unterstützung wobei?
Oswald Föllerer: Wobei man unterstützen kann und sagen kann bei der Arbeitswelt und bei der Öffentlichkeit.
Katharine Müllebner: Damit man mitbestimmen kann, sagen Sie, muss man Informationen haben, muss man Leichte Sprache haben. Was bedeutet denn Barrierefreiheit für Menschen mit Lernschwierigkeiten?
Oswald Föllerer: Barrierefreiheit für Menschen mit Lernschwierigkeiten ist, dass man überall mitmachen kann oder soll oder muss, sich einzubringen, welche Forderungen sie stellen, was sie brauchen für das Leben.
Katharina Müllebner: Es gibt ja die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Warum ist das ein wichtiges Dokument?
Oswald Föllerer: Warum ist es ein wichtigstes Dokument? Es ist wichtig das Dokument, weil das vorschreibt die Artikel, welche Rechte die Menschen mit Behinderungen oder Lernschwierigkeiten haben. Aber es gibt immer noch Stellen drinnen, wo das nicht gleich umgesetzt wird.
Katharina Müllebner: Und was sind das für Punkte, die noch nicht umgesetzt wurden, welche Punkte gibt es da?
Oswald Föllerer: Punkte gibt es eigentlich Kinderabnahme, von selbstbestimmtes Wohnen und Leben in der Partnerschaft. Statt Taschengeld Lohn, und Diskriminierung.
Katharina Müllebner: Wissen denn überhaupt viele Menschen, was die UN-Konvention ist? Wissen die Leute darüber Bescheid? Was meinen Sie?
Oswald Föllerer: Es wissen nur die in der Behindertenbewegung Bescheid, was die UN-Konvention ist. Aber die Bevölkerung von Österreich, von Außenstehenden, weiß keiner was davon. Und ich habe schon immer betont, es gehört so eine
Veranstaltung gemacht, wo auch Menschen ohne Behinderungen informiert werden, was die UN-Konvention bedeutet.
Katharina Müllebner: Wieso wissen das die anderen Menschen nicht? Wieso wissen das nur Menschen mit Behinderung? Was ist die Ursache dafür?
Oswald Föllerer: Die Ursache ist dafür, weil es keine richtigen Informationen gibt in dem Umfeld.
Katharina Müllebner: Also Sie meinen, die Informationen bekommen die Menschen zu wenig?
Oswald Föllerer: Ja, da wissen nur die politische Ebene und die Behinderteneinrichtung, was die UN-Konvention ist. Aber von der Außenwelt weiß keiner, was die UN-Konvention ist. Ich habe schon mal probiert einen mal zu fragen, kennst dich aus bei der UN-Konvention? Und der hat gesagt, nein, was ist das?
Katharina Müllebner: Kommen wir zum Thema der Arbeit. Was müsste denn im Bereich Arbeit sich für Menschen mit Lernschwierigkeiten ändern? Wie ist da die Situation momentan?
Oswald Föllerer: Die Situation ist momentan in der Arbeitswelt sehr schlecht, weil es nicht die Voraussetzungen gibt, dass sie sagen, jetzt haben wir Arbeit. Und das ist sehr schlecht, es sollte Voraussetzungen geben, dass es in der Außenwelt Arbeit mehr Unterstützung geben sollte, dass die Menschen auch mit Behinderungen in der Außenwelt arbeiten können. Beim AMS ist es so, wenn du jetzt mit den arbeitsuchenden Menschen mit Behinderungen ins AMS kommst, verweisen sie dich gleich auf die Tagesstuktur.
Katharina Müllebner: Was ist so eine Tagesstruktur, können Sie das beschreiben?
Oswald Föllerer: Tagesstruktur, da ist eine Werkstätte, wo die Menschen mit Lernschwierigkeiten, Menschen mit Behinderungen, eine Arbeit verrichten, für die Firma, wo es nur ein Taschengeld gibt.
Katharina Müllebner: Nur Taschengeld, davon kann man ja nicht leben, oder?
Oswald Föllerer: Nein, kann man nicht leben, weil ich empfinde es wie soll ich es definieren, dass es nicht so schlecht rüberkommt? Weil, in dem Sinne ist es, weil in der Tagesstuktur Leute, die Betreuung zahlen müssen, das Essen bezahlen müssen. Und wenn man das alles zusammenrechnet, bleibt eigentlich vom Taschengeld ja nichts über, weil bleibt nur von Familienbeihilfe oder auch nicht viel über und von der Mindestsicherung.
Katharina Müllebner: Das heißt, man arbeitet dort und muss sogar noch etwas zahlen dafür.
Oswald Föllerer: Richtig. Man muss noch etwas zahlen dafür, dass man arbeiten darf.
Katharina Müllebner: Und Sie würden sich wünschen, dass mehr Menschen auf den ersten Arbeitsmarkt arbeiten können? Mehr Menschen mit Lernschwierigkeiten.
Oswald Föllerer: Ja, das ist ja das Anliegen, dass die Menschen mit Lernschwierigkeiten auch in der Außenwelt arbeiten können, weil ich bin jetzt nicht gemein, aber ich sage es so, wie es ist. Bei Menschen mit Lernschwierigkeiten nehmen denen die Tagestruktur weg, die wirklich ein Bedürfnis haben. Und Menschen mit Lernschwierigkeiten könnten draußen arbeiten.
Katharina Müllebner: Was bräuchte es, damit Menschen mit Lernschwierigkeiten am ersten, also draußen oder im ersten Arbeitsmarkt, wie wir es sagen, arbeiten könnten?
Oswald Föllerer: Ja, mehr Unterstützung, mehr Informationen in leichter Sprache und allgemeine Arbeitsplätze.
Katharina Müllebner: Kommen wir zum Bereich der Persönlichen Assistenz. Persönliche Assistenz ist ja sehr wichtig für Menschen im Rollstuhl zum Beispiel. Ist
Persönliche Assistenz auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten wichtig?
Oswald Föllerer: Es ist wichtig, für Menschen mit Lernschwierigkeiten genauso Assistenz zu bekommen. Aber das hängt ab von der Pflegestufe 3. wo ich schon Jahrzehnte sage, dass die Pflegestufe abgekoppelt werden soll für Assistenz/ Pflegestufe 3 abgekoppelt werden soll wie die Assistenz, dass die Menschen mit Lernschwierigkeiten genau so einen Zugang haben und wir brauchen es im privaten Bereich und auch für Arbeit und, ja …
Katharina Müllebner: Bei welchen Tätigkeiten braucht der Mensch mit Lernschwierigkeiten zum Beispiel Assistenz?
Oswald Föllerer: Amtswege, Schreiben, Formulare oder in Haushalten zu unterstützen oder zum Einkauf unterstützen oder Urlaub oder Unterstützung für Reha, Rehabilitation Aufenthalt zum Einreichen. Das heißt, wir brauchen nicht 24-Stunden-Betreuung, wir brauchen nur Betreuung stundenweise. Und dass die Menschen mit Lernschwierigkeiten auch Eltern, gute Eltern sein können, brauchen sie genauso eine Unterstützung. Dass die Assistenz anleiten, wie man mit dem Kind spielt oder es pflegt oder mit den Ausgaben unterstützt. Und Veranstaltungen, bei den Sitzungen braucht man was, weil sonst kann man ja zum Beispiel in der politischen Sache nicht mitarbeiten und wenn in schwerer Sprache geredet wird. Und da braucht man auch eine Assistenz dazu.
Katharina Müllebner: Sie haben jetzt viel über Probleme geredet, die es für Menschen mit Lernschwierigkeiten in der Gesellschaft gibt. Gibt es etwas, was auch gut ist, das sich in den letzten Jahren ereignet hat? Ein gutes Ereignis?
Oswald Föllerer: Sehr wenig.
Katharina Müllebner: Sehr wenig.
Oswald Föllerer: Sehr wenig.
Katharina Müllebner: Also würden Sie sagen, es hat sich nicht viel verbessert oder gibt es eine Verbesserung?
Oswald Föllerer: Ja, es gibt schon eine Verbesserung in dem Sinne, bei der Erwachsenenvertretung, gibt es ein bisschen Verbesserung, aber auch noch nicht ganz. Unterlagen in leichter Sprache, gibt es schon Verbesserungen und Leichter Lesen.
Katharina Müllebner: Kommen wir jetzt zum Thema Selbstvertretung. Was ist eine Selbstvertretung?
Oswald Föllerer: Selbstvertretung ist, wann ich meine eigene Meinung, mein Interesse vertrete, das ist eine Selbstvertretung. Ich kann es als Selbstvertretung selber entscheiden, mache ich das bei Rot über die Kreuzung zu gehen oder nicht? Das ist eine Selbstvertretung. Aber ich vertrete auch die Interessen von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Also dies ist ein Zwiespalt zwischen Selbstvertretung und Interessensvertretern.
Katharina Müllebner: Also was ist da genau der Unterschied davon?
Oswald Föllerer: Der Unterschied ist, Selbstvertreter entscheide ich selber und Interessenvertreter entscheiden für die anderen Menschen mit Lernschwierigkeiten. Setze ich mich ein, für Menschen mit Lernschwierigkeiten.
Katharina Müllebner: Und wie arbeiten Sie genau, also wenn Sie die Interessen anderer vertreten? Wie machen Sie das?
Oswald Föllerer: Ich fordere Interessenvertreter für Menschen mit Behinderungen oder in Selbstvertreter Forum, wo ich Sprecher bin, der Monitoringstelle, im Sozialministerium.
Katharina Müllebner: Kann eigentlich jeder oder jede Selbstvertreter werden? Wer kann das werden?
Oswald Föllerer: Das kann jeder werden, der Interesse zeigt? Oder er sagt, er traut sich das zu, das zu machen.
Katharina Müllebner: Gibt es da irgendeine Ausbildung, die ich machen muss, bevor ich das werden kann, oder…?
Oswald Föllerer: Nein, da braucht man keine Ausbildung. Zum Beispiel, wer jetzt Interesse zeigt, der kann zu mir kommen und ich kann ihn dabei einschulen.
Katharina Müllebner: Ich habe jetzt gehört, es gibt in diesem Bereich auch sogenannte Unterstützungspersonen. Was ist das?
Oswald Föllerer: Unterstützungspersonen ist das, wenn ich jetzt da Interessenvertretung, Monitoringstelle, Sozialministerium, Forum Selbstvertreter, habe ich eine Unterstützung zu meiner Arbeit, damit die schwere Sprache in Leichte Sprache umgesetzt wird. Weil sonst kann man nicht mitarbeiten, wenn nur in schwere Sprache.
Katharina Müllebner: Klar. Was kann denn die Arbeit eines Selbstvertreter alles verändern? Was kann das bewirken?
Oswald Föllerer: Selbstvertretung kann bei der Arbeit alles bewirken. Wenn man eine Forderung schreibt an die politische Ebene oder eine Forderung des Behindertenrates einbringt oder an Interessenvertretung für Menschen mit Behinderung einbringt. Oder an Monitoringstelle. Also überall, wo man Mitspracherecht hat.
Katharina Müllebner: Warum genau und wann sind Sie selber Selbstvertreter geworden?
Oswald Föllerer: Warum ich geworden bin? Also Selbstvertreter bin ich geworden, um selber Entscheidung zu treffen, ob ich das machen will oder nicht, aber in den Bezug hat mich der Weissenbacher Thomas sehr einbezogen, der hat gemeint, ich hätte das Werkzeug dazu, ich bin sehr hartnäckig und sowas hat er sich gewünscht der Weissenbacher Thomas, das ich das vertrete.
Katharina Müllebner: Wer ist der Herr Weissenbacher?
Oswald Föllerer: Der Herr Weissenbacher war auch einmal Selbstvertreter, aber der ist schon seit sieben Jahren verstorben. Der hat früher geleitet die Vienna People First.
Katharina Müllebner: Und der ist quasi zu Ihnen gekommen und hat gesagt, Sie wären gut, dass Sie das machen?
Oswald Föllerer: Ja. Das war sein Anliegen.
Katharina Müllebner: Was genau sind Ihre Aufgaben bei Ihrer Arbeit als Selbstvertreter?
Oswald Föllerer: Meine Aufgaben sind die in der Monitoringstelle, bei der Sitzung, dabei zu sein, ich bin Interessenvertreter für Menschen mit Behinderungen, Inclusion Europa und im Forum Selbstvertretung, ist wichtig, dabei zu sein, weil es gibt Menschen mit Lernschwierigkeiten, die fordern und das Netzwerk von Österreich bin ich vertreten, also ich bin überall vertreten. Und das ist wichtig für Menschen mit Lernschwierigkeiten, dass so einer die Arbeit macht, dass man anderen Menschen ein Anliegen gut vertreten kann.
Katharina Müllebner: Gibt es irgendein Thema, das Ihnen besonders am Herzen liegt, das Sie besonders verändern möchten?
Oswald Föllerer: Ja, das möchte ich sehr stark verändern und da bin ich sehr dran. Zum Beispiel, auch Menschen mit Behinderung können gute Eltern sein. Ich will, dass keine Kinderabnahme mehr von Menschen mit Behinderung besteht. Und wir kämpfen darum, dass es Veränderungen gibt im Nationalen Aktionsplan, dass es auch umgesetzt wird, dass die Menschen mit Behinderungen mit Kindern zusammenleben können und nicht in einem Pflegeheim, Pflegeeinrichtungen oder Pflegeheim/ Pflegeeltern dann zugewiesen wird. Dazu brauchen wir gute Unterstützung.
Katharina Müllebner: Was hat sich für Sie verändert, seit Sie Selbstvertreter sind?
Oswald Föllerer: Es hat sich verändert. Die Sachwalterschaft ist verändert worden. Als Erwachsenenvertreter hat es sich verändert. Die Chancengleichheitsgesetz hat sich verändert, dass der Werkstättenrat und Wohnrat Mitspracherecht haben und die Tagesstruktur hat sich verändert. Ja, das hat sich alles verändert bis jetzt.
Katharina Müllebner: Erzählen Sie uns kurz etwas über das Selbstvertretungszentrum Wien, wo Sie arbeiten?
Oswald Föllerer: Ja, Selbstvertretungszentrum arbeite ich in vier verschiedenen Tätigkeiten. Ich bin in dem Leitungsteam Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzungsarbeit, politische Arbeit. Schwarr Maria ist für Protokolle zuständig. Die Iris Kopera ist zuständig für Peer-Beratung und für Jahresplanung. Und der Günther ist für Bürotätigkeiten und Kassa. Und dann haben wir zwei Unterstützerinnen, die Mira und die Lina, und eine Praktikantin.
Katharina Müllebner: Und wie sieht so der Arbeitsalltag aus? Wie arbeiten Sie gemeinsam zusammen?
Oswald Föllerer: Jeder hat seinen eigenen Arbeitsbereich. Wenn ich aber Unterstützung brauche, gehe ich dorthin und sage, bitte, ich brauche Unterstützung. Schaust du mir die E-Mail an oder kannst du mir sagen, was ich zu tun habe.
Katharina Müllebner: Welche Ziele haben Sie für die Zukunft für das Selbstvertretungszentrum Wien?
Oswald Föllerer: Ziel ist, dass auch mehr Menschen mit Lernschwierigkeiten ein Recht haben, da auch mitzuarbeiten.
Katharina Müllebner: Und wie ist es dazu gekommen, dass Sie in so vielen Organisationen tätig sind, ist das nach und nach immer gekommen? Wollten Sie das schon immer machen, so aktiv sein?
Oswald Föllerer: Weil ich sehr Anliegen habe an dem Ganzen, dass ich in so viel drinnen bin, weil jeder etwas anderes sagt und jeder etwas anderes erlebt, da kann man sich dann ein richtiges Bild draus machen, was stimmt oder nicht stimmt.
Katharina Müllebner: Also Sie wollten überall dabei sein, um über alles informiert zu sein und bei allem mitsprechen zu können?
Oswald Föllerer: Richtig.
Katharina Müllebner: Gut. Gibt es noch etwas, was Sie uns zum Abschluss sagen möchten, was Sie noch wichtig finden?
Oswald Föllerer: Ja, was wir hoffen, dass wirklich einmal umgesetzt wird, was die Menschen mit Lernschwierigkeiten fordern. Keine Kinderabnahme mehr, Lohn statt Taschengeld und Assistenz.
[Überleitungsmusik]Katharina Müllebner: Das war unser Gespräch mit Oswald Föllerer zum Thema Selbstvertretung. Wir danken Herrn Föllerer für den interessanten Einblick in die wichtige Arbeit der Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter.
Die Situation von Menschen mit Lernschwierigkeiten in Österreich ist nicht leicht. Immer noch gibt es viele Probleme, was die Gleichberechtigung betrifft. Dinge, die selbstverständlich sein sollten, wie Persönliche Assistenz im Alltag, eine richtige Arbeit mit Lohn statt Taschengeld oder das Recht auf Elternschaft und Familie, sind für Menschen mit Lernschwierigkeiten immer noch nicht selbstverständlich. Umso wichtiger ist es, dass es Menschen wie Oswald Föllerer gibt. Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter, die offen aussprechen, was getan werden muss, um Menschen mit Lernschwierigkeiten ihr Grundrecht auf eine selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen.
Alle Informationen zu dieser Sendung, sowie weiterführende Informationen zum Thema Selbstvertretung, finden Sie auf unserer Internetseite www.barrierefrei-aufgerollt.at.
Es verabschiedet sich Ihr Redaktionsteam Katharina Müllebner, Markus Ladstätter und Martin Ladstätter.
[Musik mit Text: barrierefrei aufgerollt – kurz, kompakt und leicht verständlich.]