Aufstehen, Zähne putzen, duschen, anziehen, frühstücken, das Haus verlassen, um zur Arbeit zu fahren oder anderen Aktivitäten nachzugehen. Für viele ist das ganz selbstverständlich und Alltag, doch manche Menschen mit Behinderungen brauchen dazu die Unterstützung von Persönlichen Assistentinnen und Assistenten.
In unserer dritten Sendung, „Persönliche Assistenz für ein selbstbestimmtes Leben“, geht es um:
- Was ist Persönliche Assistenz?
- Wie sieht ein selbstbestimmtes Leben aus?
- Ist es schwierig mit Persönlicher Assistenz zu leben?
- Wie ist es denn als Persönliche Assistentin zu arbeiten?
- Können auch Menschen mit Lernschwierigkeiten mit Persönlicher Assistenz leben?
Die Radiosendung zum Nachhören
Hier können Sie sich die ganze Sendung anhören:
Hier findest Du die Sendung zum Nachlesen.
Unsere Interviewpartner
Roswitha Schachinger ist Mitbegründerin und Vorstandsmitglied der WAG Assistenzgenossenschaft. Sie gibt eine Einführung in das Konzept der Persönlichen Assistenz. Sie lebt selbst mit Persönlicher Assistenz.
Elisabeth Löffler ist Mutter, Lebens- und Sexualberaterin und Performancekünstlerin. Zudem hat sie die Peer-Beratungsstelle Zeitlupe von Ninlil mitaufgebaut und war die erste Leiterin. Elisabeth Löffler ist auch Vorstandsmitglied bei BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben. Sie berichtet über den Alltag mit Persönlicher Assistenz.
Barbara Ganglbauer arbeitet seit März 2015 als Persönliche Assistentin. Sie gibt einen Einblick in ihren Beruf.
Albert Brandstätter, Generalsekretär der Lebenshilfe Österreich zum “Dialogpapier Persönliche Assistenz (PDF)”
Hanna Kamrat, Vorsitzende des Selbstvertreterbereits der Lebenshilfe Österreich, lebt selbst mit Persönlicher Assistenz.
Weitere Informationen zur Sendung
In unserer Sendung wurden verschiedene Sachen vorgestellt. Hier finden Sie Links zu Internetseiten mit weiteren Informationen.
Themenabend: Persönliche Assistenz weiter denken, 25.9.17
Das Dialogpapier Persönliche Assistenz der Lebenshilfe Österreich (PDF)
Video: Funktioniert Persönliche Assistenz für Menschen mit Lernschwierigkeiten?
Video: Was steht im Dialogpapier Persönliche Assistenz der Lebenshilfe Österreich?
Sendung im Radio hören
Diese Sendung wurde auch auf Radio ORANGE 94.0 am 6. August 2017 um 10:30 gesendet. Die Sendung konnte auch auf o94.at live gehört werden. Am 20. August 2017 um 10:30 wurde sie auf ORANGE 94.0 wiederholt.
Radiosendung zum Nachlesen:
Katharina Müllebner: Herzlich Willkommen, die neue Sendereihe „barrierefrei aufgerollt“ von BIZEPS behandelt Themenbereiche rund um Inklusion und Selbstbestimmtes Leben. BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben ist ein Beratungszentrum für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige.
Mein Name ist Katharina Müllebner, ich führe Sie durch die heutige Sendung mit dem Titel „Persönliche Assistenz für ein Selbstbestimmtes Leben“.
Aufstehen, Zähne putzen, duschen, anziehen, frühstücken, das Haus verlassen um zur Arbeit zu fahren oder anderen Aktivitäten nachzugehen. Für viele Menschen ist das ganz selbstverständlicher Alltag. Doch Menschen mit Behinderungen brauchen dazu Unterstützung. Persönliche Assistentinnen und Assistenten sind eine Möglichkeit der Unterstützung für Menschen mit Behinderungen. Doch was ist Persönliche Assistenz?
Wie sieht ein Leben mit Persönlicher Assistenz aus? Das und mehr erfahren Sie in unserer heutigen Sendung.
Katharina Müllebner: Roswitha Schachinger ist Rollstuhlfahrerin, Mitbegründerin und Geschäftsführerin der WAG Assistenzgenossenschaft. Sie gibt eine Einführung in das Konzept der Persönlichen Assistenz.
Katharina Müllebner: Was versteht man unter Persönlicher Assistenz?
Roswitha Schachinger: Persönliche Assistenz ist jede Form von Unterstützung, die es behinderten Menschen ermöglicht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Dabei müssen die Kriterien der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung eingehalten werden. Das heißt nur dann, wenn die behinderten Menschen selbst entscheiden, wer die Hilfe leistet, wo und wie das passiert, kann man von persönlicher Assistenz sprechen.
Katharina Müllebner: Was unterscheidet Persönliche Assistenz von Pflege und Betreuung?
Roswitha Schachinger: Bei der Betreuung entscheidet der Betreuer, was wie wann wo lauft. Der Betreuer entscheidet, wann der behinderte Mensch aufsteht. Der Betreuer entscheidet, wann es Essen gibt. Der Betreuer entscheidet wahrscheinlich sogar darüber, wann gerade Zeit ist auf die Toilette zu gehen und die Unterstützung hört auch in der Betreuungsinstitution auf.
In der Betreuung ist es behinderten Menschen nicht möglich, außerhalb der Institution aktiv zu sein. Selbst, wenn man nur ins Kino gehen möchte als Einzelperson, wird das nicht gehen. Vielleicht noch als Gruppenausflug, aber nicht einfach als individuelle Tagesgestaltung.
Katharina Müllebner: Was dürfen Persönliche Assistentinnen und Assistenten und was dürfen sie nicht?
Roswitha Schachinger: Persönliche Assistentinnen dürfen nicht die eigenen Vorstellungen über das eigene Leben dem behinderten Menschen überstülpen. Es geht bei Persönlicher Assistenz darum, die Hilfe so zu leisten, wie es der behinderte Mensch möchte und nicht den Vorstellungen der Assistenz oder der Assistentin oder dem Assistenten zu genügen.
Katharina Müllebner: Welche Unterstützung bietet die WAG Assistenzgenossenschaft an?
Roswitha Schachinger: Die WAG Assistenzgenossenschaft berät behinderte Menschen zu allen Themen, die mit Persönlicher Assistenz in Zusammenhang stehen. Das fängt an dabei, dass man schon erklärt was Persönliche Assistenz ist und was nicht, dass man Unterstützung gibt bei der Bedarfsermittlung, dass man unterstützt bei der Assistentinnensuche oder auch beim Führen von Bewerbungsgesprächen.
Katharina Müllebner: Wie beurteilen Sie das momentane Angebot an Persönlicher Assistenz in Österreich?
Roswitha Schachinger: Persönliche Assistenz in Österreich ist derzeit im Bereich der Persönlichen Assistenz am Arbeitsplatz bundesweit geregelt. Das heißt, dass Persönlichen Assistenz am Arbeitsplatz in allen Bundesländern behinderten Menschen zur Verfügung steht.
Im Privatbereich oder außerhalb der Arbeit ist es so, dass die Bundesländer zuständig sind für die Persönliche Assistenz. Durch diesen Föderalismus, der in Österreich noch immer herrscht, ergibt sich daraus, dass Menschen, behinderte Menschen in Wien ganz andere Voraussetzungen haben als in Salzburg oder im Burgenland. Das abzustellen wäre, oder ist ganz, ganz wichtig.
Katharina Müllebner: Könnten persönliche Assistenten irgendwann die Heime ablösen? Was müsste passieren, damit das geschieht?
Roswitha Schachinger: Ja, wenn die Persönliche Assistenz die Heime ablöst, dann ist auf jeden Fall eines meiner großen Lebensziele erfüllt. Dass Persönliche Assistenz die Heime ablöst wäre eine politische Entscheidung, die von den politisch Verantwortlichen bitte getroffen wird in der Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.
[Überleitungsmusik]Katharina Müllebner: Wie lebt es sich im Alltag mit Persönlicher Assistenz? Elisabeth Löffler ist Mutter, Lebens- und Sexualberaterin und Performancekünstlerin. Sie hat die Peerberatungsstelle Zeitlupe vom Verein Ninlil mitaufgebaut und ist Vorstandsmitglied bei BIZEPS.
Ihre Persönlichen Assistenten unterstützen die Rollstuhlfahrerin in ihrem abwechslungsreichen Alltag.
Katharina Müllebner: Wie ist der Alltag mit Persönlicher Assistenz?
Elisabeth Löffler: Der Alltag mit Persönlicher Assistenz ist leichter und schwerer gleichzeitig. Weil mit Assistenz kann ich natürlich viel mehr tun, viele verschiedene Dinge tun. Es ist manchmal schwerer, weil man Menschen organisieren und koordinieren muss.
Katharina Müllebner: Was bedeutet Persönliche Assistenz für Sie im Alltag?
Elisabeth Löffler: Persönliche Assistenz bedeutet für mich ganz konkret ein selbstbestimmtes Leben und ein sehr vielfältiges Leben und ein sehr abwechslungsreiches Leben. Und so wie ich lebe, mit meiner Tochter, könnte ich ohne Persönliche Assistenz, und hätte ich ohne Assistenz nie leben können. Beziehungsweise auch meine Tochter könnte nicht so abwechslungsreich leben, wie sie das tut, weil ich Persönliche Assistenz habe.
Katharina Müllebner: Wie hat sich Ihr Leben durch Persönliche Assistenz verändert?
Elisabeth Löffler: Durch Persönliche Assistenz hat sich mein Leben verändert, ich konnte meinen Beruf besser ausüben, ich konnte mich sehr gut weiterbilden und die Assistenz hat mein Leben nicht nur verändert, sondern sehr bereichert.
Katharina Müllebner: Was muss jemand, der Persönliche Assistenz bekommt, mitbringen?
Elisabeth Löffler: Gleich fällt mir ein, dass sie mitbringen muss das echte Wollen, dass sie ihr Leben selber organisiert. Eine Portion an Nerven für die diversen Dienstpläne, Besprechungen, Organisation, Formulare ausfüllen. Mit Krankenständen der Assistentinnen und Assistenten umgehen können. Also eigentlich sehr viel Organisationstalent und im Grunde auch ein gutes Personalmanagement, würde ich sagen. Oder sehr gut delegieren können, beziehungsweise sich auch Unterstützung holen können, wenn man sie braucht und möchte.
Katharina Müllebner: Wie funktioniert die Persönliche Assistenz mit einem Kind?
Elisabeth Löffler: Ich hoffe, Sie hören mich jetzt nachdenken, wie ich das formulieren soll. Persönliche Assistenz mit einem Kind.
Grundsätzlich ist es natürlich sehr ähnlich, weil der Assistent, die Assistentin sind ja meine Assistenten und nicht die vom Kind. Und da haben wir schon den Unterschied. Das betone ich bei jedem Einstellungsgespräch, dass der Assistent, die Assistentin meine Assistenten sind. Aber natürlich versucht ein Kind, die Assistenz für sich zu nützen und dann gibt es oft auch Besprechungen mit dem Kind unter vier Augen, das ist das eine.
Und das andere, das ich mit den Assistenten schon auch bespreche, dass sie immer rückfragen sollen, ob die Mama das auch erlaubt oder der Assistent sagt, komm, wir gehen beide zu deiner Mama und fragen sie. Meine Erfahrung ist, dass Kinder sehr schnell verstehen, für was die Assistenz ist. Sie verstehen auch sehr schnell, dass die Assistenten nicht für sie da sind. Sie akzeptieren es nicht immer. Das heißt, wie bei jeder Verhandlung mit Kindern, man beginnt manchmal und immer wieder von Neuem. Aber es ist mehr ein Spiel als eine ernsthafte Frage.
Katharina Müllebner: Was ist für Sie wichtig bei einer Persönlichen Assistentin?
Elisabeth Löffler: Bei einer Persönlichen Assistentin ist mir besonders wichtig die Verschwiegenheitspflicht, weil sie so nah in meinem Leben ist, auch so nah in der Beziehung meiner Tochter und mir.
Katharina Müllebner: Welche Herausforderungen gibt es im Alltag mit Persönlicher Assistenz?
Elisabeth Löffler: Für mich ist eine der größten Herausforderungen, etwas wirklich zu verlangen von den Assistenten, wo ich sehe und spüre, dass sie es nicht machen wollen. Dann über das sozusagen hinweggehen und mir denken, ich will das jetzt aber. Das ist eine große Herausforderung. Dann Urlaub mit Assistenz finde ich eine sehr große Herausforderung. Und kündigen. Das fällt mir auch nicht leicht.
Katharina Müllebner: Was würden Sie sich im Hinblick auf Persönliche Assistenz sich für die Zukunft wünschen?
Elisabeth Löffler: Ich würde mir wünschen, dass es eine bundesweit einheitliche Assistenz gibt für alle Menschen mit Behinderung, die das auch brauchen. Unabhängig von ihrer Behinderungsform.
Und dass es Assistenzstunden gibt nach Bedarf und nicht nach irgendwelchen Regelungen von irgendwem, sondern nach dem Bedarf, den die Menschen mit Behinderung brauchen. Und zwar in jedem Bundesland. Und zu den bestmöglichen Bedingungen, nämlich zu denen, wie sie die Leute brauchen.
[Übergangsmusik]Katharina Müllebner: Zu einem Assistenzverhältnis gehören immer zwei. Jetzt kommt eine Persönliche Assistentin zu Wort, die über ihren Berufsalltag berichtet. Barbara Ganglbauer ist eine von den Menschen, die es ermöglicht, dass man morgens aus dem Bett kommt. Kurz gesagt, sie ermöglicht Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben.
Katharina Müllebner: Was hat Sie motiviert Persönliche Assistentin zu werden?
Barbara Ganglbauer: Ja, also ich wollte einen Beruf machen, der für mich persönlich Sinn ergibt, das heißt etwas machen, was mir Freude bereitet und was mir Spaß macht und das war aber eigentlich immer bei mir mit Menschen zu arbeiten.
Ich bin dann über das Internet auf die persönliche Assistenz gekommen und habe mir dann überlegt, okay, ich probiere es mal und bin dann eigentlich mehr reingewachsen.
Ich habe mir nicht vorgenommen persönliche Assistentin zu werden, sondern ich bin dann dadurch, dass ich dann halt einfach die Arbeit kennengelernt habe, ziemlich gut reingewachsen und mir macht es halt einfach wahnsinnig viel Spaß. Und deswegen mache ich das jetzt auch schon seit über zwei Jahren sehr gerne.
Katharina Müllebner: Was sind die Herausforderungen in Ihrem beruflichen Alltag?
Barbara Ganglbauer: Dadurch man ja mit Menschen arbeitet, ist halt auch das Zwischenmenschliche immer extremst wichtig. Aber es ist halt auch klar, dass man nicht immer gut gelaunt ist, dass man nicht immer perfekt drauf ist, dass man manchmal nicht ausgeschlafen ist. Da ist halt einfach wichtig, dass man eine gute Kommunikation hat, dass man auch mal sagen kann, okay, hey ich habe halt zum Beispiel nicht gut geschlafen oder ich habe halt dieses oder jenes.
Und dass man einfach darüber reden kann und dass einfach von beiden Seiten auch das Verständnis ist, aber halt eben auch die Kunden können nicht immer, und das ist auch ganz klar, gut gelaunt sein, können auch nicht immer… vielleicht ist man gestresst oder die Arbeit geht einem vielleicht gerade auf die Nerven, dass man einfach da die Empathie besitzt auch zu sagen, okay gut, das ist jetzt einfach so.
Also auch Akzeptanz, das ist, also ich finde, dass das die größte Herausforderung wirklich auch ist, manchmal zu sagen, okay ich muss jetzt einfach auch mal eine Situation akzeptieren, dass halt nicht manchmal also… das ist aber überall im Leben so, dass halt nichts immer rundrennt.
Als Persönliche Assistentin hat man ja viel Kontakt einfach mit dem, mit dem Leben von jemand anderem, also vom Kunden dann. Und es ist halt einfach, es ist halt sehr menschlich und das kann halt dann manchmal vielleicht ein bisschen schwierig sein, aber ich denke, wenn man da auf einander eingespielt ist auch, also wenn Kundin und Kunde, beziehungsweise mit der Assistentin oder dem Assistenten, wenn man da gut eingespielt ist auf einander, dann geht das eigentlich sehr gut, weil man sich auch gut kennt. Also ich finde einfach Kommunikation ist da das Allerwichtigste, also dass man mit einander reden kann.
Katharina Müllebner: Wenn Sie an Ihren Berufsalltag denken, was könnte sich Ihrer Meinung nach in Hinblick auf Persönliche Assistenz noch verbessern?
Barbara Ganglbauer: Da müsste sich jetzt, glaube ich, nicht so viel ändern. Was sich ändern muss, ist wahrscheinlich allgemein der Umgang mit den Assistenten und vor allem auch mal, dass man akzeptieren muss, dass das ein Job mittlerweile ist, den man auch Vollzeit ausübt, der wichtig ist, dass der für die Selbstbestimmt-Leben-Bewegung sehr wichtig ist. Ja, dass es einfach ein Job ist und dass der ernst genommen wird. Das finde ich extremst wichtig.
Und auch, dass man sich zusammenschließt. Auch bei politischen Fragen, also nicht nur Kunden und dann auf der anderen Seite Assistenten, sondern Kunden und Assistenten. Das ist, ich finde das extremst wichtig, weil ich glaube, dass man so auch viel mehr bewegen kann.
Katharina Müllebner: Können Sie sich vorstellen in fünf Jahren auch noch Persönliche Assistentin zu sein?
Barbara Ganglbauer: Ja. Auf jeden Fall. Vor allem, wie gesagt, der Job macht mir einfach wahnsinnig Spaß. Ich kann mir auch vorstellen, dass das nicht für jeden was ist, aber dadurch ich einfach schon sehr gut reingewachsen bin, ich mich mit meinen Kundinnen sehr gut verstehe. Ich mache die Arbeit einfach irre gerne. Sie macht für mich Sinn. Ich stehe keinen einzigen Tag in der Früh auf und denke mir, ich will nicht, sondern es ist wirklich, mir macht das Freude, mir macht das Spaß und ich kann mir das auch noch für die nächsten zehn Jahre vorstellen.
[Übergangsmusik]Katharina Müllebner: Persönliche Assistenz für Menschen mit Lernschwierigkeiten ist ein hart umkämpftes Thema. Die Lebenshilfe Österreich hat ein Dialogpapier mit dem Titel „Selbstbestimmt Leben mit Persönlicher Assistenz“ entwickelt. Es wurde im Rahmen der Veranstaltung „Selbstbestimmtes Leben mit Persönlicher Assistenz“ vorgestellt.
Warum soll Persönliche Assistenz künftig auch zum Angebot der Lebenshilfe Österreich gehören? Der Generalsekretär der Lebenshilfe Österreich, Albert Brandstätter, äußert sich dazu.
Albert Brandstätter: Wenn wir ernst nehmen was in der UN-Behindertenrechtskonvention steht, im Artikel 19 Selbstbestimmt Leben in der Gemeinschaft mit den Assistenzformen mit den Unterstützungsformen die angemessen sind, die die Person mit Behinderung wünscht dann ist es klar, erstens die traditionellen Dienstleistungen werden sich in Zukunft ändern und zwar immer rascher ändern, Stichwort Deinstitutionalisierung zum Beispiel, Weiterentwicklung in Richtung inklusiven Arbeitsmarkt aber es braucht auch Assistenzleistungen die stark individualisiert sind.
Sei es, dass traditionelle Dienstleistungspakete individualisierter gestaltet werden auf die Person passend hin zugeschnitten werden. Das ist eine Möglichkeit oder aber tatsächlich Assistenzleistungen im Sinne von Persönlicher Assistenz die das entweder ersetzen oder einfach alternativ zusätzlich angeboten werden.
Ich denke da muss man schauen was die Zukunft hergibt.
Das ist für uns ganz klarer Weg da werden sich alle Dienstleistungsorganisationen denke ich in Zukunft verändern müssen, beziehungsweise Menschen mit Behinderungen werden das einfach ganz klar sagen, sie wollen immer mehr und immer stärker Assistenz haben und bei uns war ganz klar unsere Menschen, unsere Selbstvertreter, das heißt die Menschen die in der Lebenshilfe Dienstleistungen in Anspruch nehmen haben uns ganz klar gesagt, sie wollen das und sie wollen dass die Lebenshilfe in der Interessenvertretung dafür eintritt.
Und der Herausforderung haben wir uns gestellt.
Katharina Müllebner: Warum ist Persönliche Assistenz für Menschen mit Lernschwierigkeiten so wichtig?
Die Vorsitzende des Selbstvertreterbeirats der Lebenshilfe Österreich, Hanna Kamrat, selbst Assistenznehmerin, setzt sich dafür ein, dass alle Menschen, auch Menschen mit Lernschwierigkeiten, Persönliche Assistenz bekommen. Sie erzählt uns, wie Persönliche Assistenz ihren Alltag verändert hat.
Katharina Müllebner: Seit wann haben Sie Persönliche Assistenz?
Hanna Kamrat: Ich habe seit 10 Jahren Persönliche Assistenz denn ich lebe in Oberösterreich in Bad Ischl.
Und mein Wunsch wäre, dass jetzt jeder Persönliche Assistenz der es möchte und braucht kriegt egal welche Einschränkungen er hat oder ob er Lernschwierigkeiten hat. Jeder Mensch der sich verändern möchte soll die Chance bekommen.
Martin Ladstätter: Was hat sich verändert im Vergleich zu vorher?
Hanna Kamrat: Er hat meinen ganzen Tagesablauf verändert. Zum Beispiel war ich früher ein Internatkind und es wurde mir immer gesagt um diese Zeit ist Bettruhe um diese Zeit gibt es Abendessen um diese Zeit gibt es Mittagessen und jetzt kann ich selber entscheiden wann ich mittagesse, wann ich abendesse, ob ich ins Kino gehe, mit wem ich ins Kino gehe.
Im Internat war es immer so, dass mindestens 5 Personen dabei sein haben müssen damit eine Gruppe entsteht, damit man überhaupt einen Bus kriegt und eben dann ins Kino fahren kann.
Martin Ladstätter: Es gibt einige Menschen in Österreich, die sagen: Persönliche Assistenz für Menschen mit Lernschwierigkeiten das geht so überhaupt nicht. Was würdest du denen antworten?
Hanna Kamrat: Ich würde sagen, dass geht für jeden, denn jeder Mensch weiß, wie er behandelt werden will, nur jeder braucht eine andere Unterstützung.
Man muss auf die Person sowieso eingehen mit der man arbeiten möchte.
Dann muss man auch die richtige Unterstützung rausfinden.
Das muss ja nicht gleich beim ersten Mal so sein, dass der erste Unterstützer passt, man kann ja tauschen oder auswechseln, aber wenn jeder den Versuch bekommt dann kann man auch daraus lernen.
[Übergangsmusik]Katharina Müllebner: Das war, Persönliche Assistenz für ein Selbstbestimmtes Leben aus der BIZEPS Sendereihe „barrierefrei aufgerollt“.
Alle Informationen zu dieser Sendung finden Sie auf unserer Internetseite barrierefrei-aufgerollt.at/sendung3
Diese Sendereihe ist eine Kooperation mit Radio Orange 94.0
Redaktion: Martin Ladstätter und Katharina Müllebner
Technik: Markus Ladstätter
Mein Bruder sucht seit einiger Zeit nach Tipps zu persönliche Assistenz. Gut, dass ich den Beitrag hier gefunden habe. Die Informationen sind wirklich hilfreich und interessant.