Für Menschen mit Behinderungen können speziell ausgebildete Hunde eine wichtige Hilfe im Alltag darstellen. In der Sendung „Mein Assistent der Hund“ fragen wir uns:
Was macht zum Beispiel ein Signalhund oder ein Blindenführhund? Wie werden diese Hunde ausgebildet? Wie unterstützen sie ihre Besitzerinnen und Besitzer im Alltag?
Die Radiosendung zum Nachhören
Hier kannst Du die ganze Sendung anhören:
Hier findest Du die Sendung zum Nachlesen.
Unsere Interviewpartner
- Markus Wolf, Präsident des Blinden- und Sehbehindertenverbands Österreich
- Manfred Schütz, stellvertretender Obmann von Witaf
- Karl Weissenbacher, Leiter der Prüfstelle für Assistenz- und Therapiebegleithunde vom Messerli Forschungsinstitut der veterinärmedizinischen Universität Wien
Mehr Informationen zu Assistenzhunden
Es gibt verschiedene Arten von Assistenzhunden. In der Sendung stellen wir zwei vor: Den Signalhund für gehörlose Menschen und den Blindenführhund. Wenn sie andere Arten von Assistenzhunden kennen oder vielleicht selber einen haben, dann schreiben Sie uns doch einen Kommentar!
Weiterführende Informationen bietet auch die Prüf- und Koordinierungsstelle für Assistenzhunde und Therapiebegleithunde. Hier finden Sie auch entsprechende Listen für Ausbildungsstätten.
Die Sendung im Radio hören
Die Sendung „Mein Assistent der Hund“ wurde auf Radio ORANGE 94.0 am 1. April 2018 um 10:30 Uhr gesendet. Die Sendung kann auch auf o94.at live gehört werden. Am 15. April 2018 um 10:30 Uhr wurde sie auf Radio ORANGE 94.0 wiederholt.
Sendung zum Nachlesen
Musik mit Text: barrierefrei aufgerollt – kurz, kompakt und leicht verständlich
Katharina Müllebner: Herzlich Willkommen zur heutigen Sendung von barrierefrei aufgerollt von BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben. Vor dem Mikrofon begrüßt Sie Katharina Müllebner.
In der heutigen Sendung von barrierefrei aufgerollt sind wir auf den Hund gekommen. Der Hund ist, wie man sagt, der beste Freund des Menschen. Hunde hatten im Laufe der Geschichte viele Berufe. Sie helfen bei der Jagd, beim Hüten von Tieren, helfen der Polizei bei der Spurensuche oder graben Menschen aus Lawinen aus.
Auch für Menschen mit Behinderungen können Hunde eine wichtige Unterstützung im Alltag darstellen.
„Mein Assistent der Hund“, heißt die heutige Sendung. Erfahren Sie heute mehr über diesen Beruf des Hundes.
[Überleitungsmusik]Katharina Müllebner: Markus Wolf ist Präsident des Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Heute im Studio und auch sonst immer an seiner Seite: die Golden Retriever-Dame Cindy. Cindy arbeitet für Markus Wolf als sogenannter Blindenführhund.
Katharina Müllebner: Warum benötigen Sie einen Blindenführhund?
Markus Wolf: Erstens habe ich sehr gerne Hunde und zweitens ist der Blindenführhund auch für mich die richtige Antwort auf die Mobilitätsunterstützung. Ich komme leichter von A bis B, ich komme schneller ans Ziel.
Und derzeit habe ich meinen ersten Blindenführhund, habe ich jetzt schon seit sieben Jahren und ich kann es vergleichen, wie das davor war. Ich komme wesentlich entspannter am Ziel an.
Katharina Müllebner: Man kennt das ja von Menschen mit Sehbehinderungen, man sieht sie oft mit so einem Stock. Warum haben Sie jetzt die Cindy und sind jetzt nicht nur beim Langstock geblieben?
Markus Wolf: Ich habe lange mit dem Langstock meine Wege auch selbstständig gemacht. Habe das auch gut getan, gut gekonnt oder kann das noch immer gut. Ich glaube aber, dass so ein Blindenführhund in vielen Situationen eine große Unterstützung sein kann.
Der Blindenführhund erkennt Höhenhindernisse. Manchmal ist dann doch was passiert mit dem Langstock.
Man pendelt unten, man tastet unten und man erwischt nicht immer ein Hindernis, das in Kopfhöhe ist, oder in Oberkörperhöhe. Und da sind solche Sachen vorgekommen, wie da war mal ein Kran aufgestellt, und ich bin gegen die Stütze mit einem ziemlichen, mit einem ziemlichen Tempo gelaufen. Den hätte ich nie erwischt mit dem Langstock, weil unten alles frei war. Da habe ich mir einfach gedacht, ein Blindenführhund, ein Mensch hätte das ganz sicher gesehen, ein Blindenhund würde das wahrscheinlich auch sehen.
Und dann habe ich mich erkundigt, was Blindenführhunde alles können und, ja, habe mich dafür entschieden.
Jetzt nach sieben Jahren weiß ich schon seit fast sieben Jahren, dass es absolut die richtige Antwort für mich war.
Katharina Müllebner: Können Sie Beispiele nennen, wie Ihr Hund Sie im Alltag unterstützt?
Markus Wolf: Ein Blindenführhund führt mich nicht nur von A bis B. Mein Blindenführhund erkennt Hindernisse, Sachen die im Weg sind und weicht die aus, sodass ich es eigentlich gar nicht merke.
Wenn ich in ein Gebäude gehe, kann ich zur Cindy sagen, so heißt sie, „Suche den Lift“ und sie führt mich, würde ich sagen, ohne Ausnahme zum Lift und nicht zu einer anderen Tür. „Stufen rauf“/“Stufen runter“, erkennt sie sowieso.
Ich kann sagen, „Zur U-Bahn“, und sie erkennt, wie es am besten zur nächsten U-Bahn-Station geht. Vor allem auf vertrauten Wegen, aber auch oft auf nicht vertrauten Wegen erkennt sie Straßenbahnstationen.
Sie erkennt Zebrastreifen links, rechts, oder nach vor. Das heißt, ich kann sagen, „Such Zebra nach links“. Und da sind wir eigentlich schon auch beim wichtigen Punkt: Ich muss wissen wo ich hinmöchte und ich gebe dann die Befehle, dass wir auch dorthin kommen. Sie sucht und sieht und gemeinsam finden wir das. Es ist eine Teamarbeit.
Katharina Müllebner: Was hat sich verändert seit Sie Ihren Hund haben?
Markus Wolf: Ich habe durch die Cindy viel mehr Wege kennengelernt. Mit dem Langstock bin ich oft den sichersten Weg gegangen, das heißt: den Weg den ich am besten kannte. Mit der Cindy entdecke ich neue Wege.
Sie möchte selber ein bisschen Abwechslung haben und mit ihr ist es möglich. Da sage ich einfach: „Na gehen wir mal eine andere Route und schauen, wie wir ja zur gewählten U-Bahn-Station kommen“.
Und ich würde sagen, ja da ich das kann, bin ich auch wesentlich selbstständiger geworden. Ich brauche nicht so viel fragen und ja, das Ganze macht mir sehr viel Spaß.
Katharina Müllebner: Was mich jetzt interessieren würde: Wie haben Sie Ihren Hund bekommen? Wie ist das abgelaufen?
Markus Wolf: Es gibt einige Blindenführhundschulen in Österreich.Ich habe mich erst bei allen erkundigt und hab mich dann bei zwei Schulen gemeldet, hab geschaut welche Hunde in der nächsten Zeit fertig werden würden und welche zu mir passen würden.
Das ist auch so eine Sache vom Charakter her, vom Verhalten her: Welcher Hund liegt auch bei mir gerne für mehrere Stunden im Büro? Ja, und ich wollte einen ziemlich ruhigen Hundund als ich dann die Cindy gesehen habe, sind wir eine Runde gegangen, habe ich mir gleich gedacht, „Na da kann ich es mir sehr, sehr gut vorstellen!“
Es war natürlich auch eine gemeinsame Entscheidung, weil ich bin verheiratet. Meine Frau musste auch eine Sympathie zum gewählten Hund haben. Es wird auch ein Familienmitglied.
Katharina Müllebner: Was muss denn jemand können, der einen Blindenführhund haben möchte?
Markus Wolf: Das Wichtigste das man mitbringen muss, würde ich sagen, ist auch eine Liebe zu Hunden, zu Tieren. Es ist als Hilfsmittel eingestuft, aber es ist mehr als ein Hilfsmittel, der Hund ist auch ein Lebewesen mit Bedürfnissen, mit Schwankungen, wo ich sagen kann, sie hat auch ihre besseren und schlechteren Tage genauso wie wir. Und darauf muss man Rücksicht nehmen können.
Und ja, das Zweite, man muss selbst eine gute Mobilität haben. Das heißt, der Hund gleicht jetzt eine schlechte Mobilität nicht aus, man muss das schon vorher haben, auch eine gute Orientierung. Aber wenn man das hat, dann ist ein Blindenführhund in meinem Fall zumindest eine ganz große Unterstützung.
Was der Blindenführhund alles können muss, erlernen muss, bei der Prüfung, die er in Österreich ablegen muss, muss er dann fast 80 Befehle können. Die einfachen Befehle sind zum Beispiel „Such Tür, such Eingang, finde den Zebrastreifen“ oder „Stufe, Stufen rauf“ oder „Stufen runter“. Aber das Wichtigste ist wahrscheinlich die intelligente Befehlsverweigerung.
Katharina Müllebner: Intelligente Befehlsverweigerung, was ist denn das?
Markus Wolf: Wenn ich eine Straße überqueren möchte, dann entscheide auch ich, ob der Verkehr es zulässt.
Und wenn ich dann entschieden habe, dass es passt und die Fahrbahn überqueren möchte, aber der Blindenführhund merkt, dass eine Gefahr besteht, dann muss der Hund den Befehl verweigern und das hinzukriegen ist natürlich extrem schwer.
Einerseits muss der Hund sehr viel folgen, sehr genau Befehle ausführen, aber wenn der Befehl in eine Gefahrensituation führen würde, dann muss er ihn verweigern.
Katharina Müllebner: Wenn Sie jetzt mit Cindy unterwegs sind, wie sollen sich andere, also quasi Außenstehende, gegenüber der Cindy verhalten?
Markus Wolf: Ich glaube, grundsätzlich soll man den Blindenführhund ignorieren. Also ignorieren ist sicher eine sehr gute Sache, wenn der Hund im Geschirr ist. Der Hund ist aber in Arbeit und wir gemeinsam als Mensch-Tier-Team wollen gemeinsam ans Ziel kommen. Und das ohne Ablenkung.
[Überleitungsmusik]Katharina Müllebner: Blindenführhunde wie Cindy sind sehr bekannt. Doch wussten Sie, dass auch gehörlose Menschen von Hunden unterstützt werden können? Diese Hunde nennt man Signalhunde.
Was ist ein Signalhund und wie unterstützt er gehörlose Menschen? Manfred Schütz ist stellvertretender Obmann von Witaf, einem Verein zur Unterstützung von gehörlosen Menschen.
Manfred Schütz verwendet die österreichische Gebärdensprache. Für das Radio spricht eine Gebärdensprachdolmetscherin seine Antworten ein.
Katharina Müllebner: Wie heißt denn eigentlich Ihr Hund und wie lange haben Sie ihn schon?
Manfred Schütz: Sie heißt Cora und ich habe sie seit 7 Jahren. Sie ist jetzt 8 Jahre alt.
Katharina Müllebner: Warum brauchen Sie einen Hund, der sie im Alltag unterstützt?
Manfred Schütz: Viele sagen ja, es gibt ja technische Hilfsmittel, was brauchen Sie einen Hund? Aber ich liebe Hunde. Also bei ihm ist es so, dass er mir die verschiedensten Geräusche signalisiert.
Das Hauptgeräusch ist sozusagen der Wecker, den er ersetzt oder mich aufmerksam macht, dass der Wecker läutet. Es gibt natürlich Vibrationswecker, aber hier habe ich sozusagen einen warmen Empfang in den Tag hinein, ja? Und dann sitzt er neben dem Bett und wartet darauf, dass ich aufstehe in einer ganz besonderen Haltung, und das ist einmal die erste Aufgabe.
Wenn es an der Tür klopft, oder am Fenster klopft, wenn die Glocke betätigt wird, wenn mein Mann mich ruft oder irgendjemand mich ruft, dann macht er mich darauf aufmerksam.
Ein großer Vorteil ist für Gehörlose, und das ist mir schon oft passiert, wenn ich den Hund nämlich nicht gehabt hätte, wäre es schwierig gewesen. Wenn ich zum Beispiel einen Schlüssel verliere, oder mir etwas aus der Tasche fällt, oder ich nehme etwas aus der Tasche und bemerke nicht, dass etwas anderes mit aus der Tasche herausfällt und dann macht er mich aufmerksam und das ist ein großer Vorteil, weil wir Gehörlosen ja nicht hören, wenn was auf den Boden fällt.
Es gibt auch Signale, auf die er mich in der Küche aufmerksam macht, zum Beispiel, wenn der Backofen fertig ist, oder der Timer vom Kochgerät, also auch leisere Geräusche, die ich sonst auf keinen Fall wahrnehmen würde, auch die Waschmaschine piepst, wenn sie fertig ist, auf das alles macht er mich aufmerksam.
Katharina Müllebner: Es gibt ja sehr viele Geräusche so im Alltag, wenn jetzt neue Geräusche dazukommen, kann das der Hund dann so einfach lernen?
Manfred Schütz: Ich trainiere sie, wenn es neue Geräusche gibt, und verknüpfe diese Geräusche mit Kommandos.
Ich habe ihr auch schon einige Kommandos beigebracht, zum Beispiel, wenn ich auf Urlaub bin in einem Hotel, ja? Es ist natürlich das Türklopfen nicht an jeder Tür gleich, ja, und das klingt verschieden. Und im Hotel zeig ich ihr dann immer wie das klingt, wenn jemand an der Tür klopft und damit sie das sozusagen versteht und dann muss man sie natürlich immer loben, damit sie das auch gut merkt.
Katharina Müllebner: Sie verwenden ja die österreichische Gebärdensprache, kann Ihr Hund die auch? Wie kommunizieren Sie mit Ihrem Hund?
Manfred Schütz: Ich habe Kommandozeichen in Gebärde, zum Beispiel „sitzen, oder bring mir das oder jenes, oder dreh das Licht auf“.
„Melden, melde es mir“, das mach ich so am Oberschenkel. Also, ich erzähl ihr manchmal auch was in Gebärdensprache, weil ich halt in Gebärdensprache kommuniziere. Also ich würde sagen sie ist bilingual.
Katharina Müllebner: Was hat sich für Sie verändert seit sie die Cora, Ihren Signalhund, haben?
Manfred Schütz: Also es hat sich schon sehr verändert, würde ich sagen. Ich bin viel mehr draußen unterwegs, ich gehe sehr viel zu Fuß. Man könnte sagen, dass er auch ein Brückenbauer ist.
Ich erlebe immer wieder draußen, wenn ich unterwegs bin oder in Lokalen bin, dass Leute mich ansprechen bezüglich des Hundes und das dann also sozusagen ich durch den Hund auch neue Menschen kennenlerne. Das ist etwas, was sich ganz verändert hat.
[Überleitungsmusik]Katharina Müllebner: Wie bei allen wichtigen Berufen darf natürlich auch bei Assistenzhunden eine gute Ausbildung nicht fehlen.
Doch was brauchen Hunde wie Cindy oder Cora damit aus Ihnen ein guter Assistenzhund wird?
Karl Weissenbacher istLeiter der Prüfstelle für Assistenzhunde. Diese Prüfstelle prüft die zukünftigen Assistenzhunde und ihre Halter. Diese gehört zum Messerli Forschungsinstitut. Allein letztes Jahr wurden 50 Mensch-Tier-Teams geprüft.
Katharina Müllebner: Herr Weissenbacher, würden Sie uns einmal erklären, was das Messerli Forschungsinstitut ist?
Karl Weissenbacher: Das Messerli Forschungsinstitut ist ein Institut, das die Mensch-Tierbeziehung erforscht und hat mehrere Abteilungen, unter anderem vergleichende Medizin, was für uns auch nicht ganz unwichtig ist, das heißt im Bereich Kognitionsforschung, das heißt Erforschen der Lernfähigkeiten von Tieren von verschiedenen Tieren. Schwerpunkt ist natürlich der Hund.
Und die dritte Abteilung ist Ethik in der Mensch-Tierbeziehung.
Katharina Müllebner: Sie haben gesagt Ethik in der Mensch-Tierbeziehung, was ist Ethik in der Mensch-Tierbeziehung? Was kann ich mir darunter vorstellen?
Karl Weissenbacher: Ethik in der Mensch-Tierbeziehung, da geht es eben um den Umgang mit Tieren im Allgemeinen und in unserem Fall im Speziellen im Umgang mit dem Hund.
Wie sollen wir mit dem Hund umgehen? Was können wir von einem Tier fordern? Dass wir das Tier auch vor Überforderung schützen, also dieser ganze Bereich.
Katharina Müllebner: Was macht jetzt speziell die Prüfstelle für Assistenzhunde?
Karl Weissenbacher: Wir sind quasi die staatliche Prüfstelle für Assistenz- und Therapiebegleithunde. Das heißt wir überprüfen bzw. prüfen die Hunde auf ihre Gesundheit, dann eben auf Sozialumweltverhalten.
Dann natürlich die speziellen Hilfsleistungen. Ein gewisser Grundgehorsam und in der Teamprüfung, das heißt wenn der behinderte Mensch seinen Hund dann hat, kommt er noch einmal zu uns zur Prüfung und da schauen wir eben diese ganzen Aspekte noch einmal an, und zusätzlich das Teamverhalten, das heißt, wie sind die beiden zueinander oder miteinander eingespielt? Wie interagieren sie? Wie lobt der Hundehalter seinen Hund? Wie reagiert der Hund auf den Hundehalter?
Und das schauen wir uns an und in weiterer Folge eben überprüfen heißt, wir schauen ständig nach, wie die Einsatzbereitschaft des Hundes gegeben ist bzw. des Teams, wie die miteinander nach wie vor umgehen.
Das machen wir aber nicht in Form von jetzt tatsächlichen Prüfungen, sondern in Form von Fortbildungsveranstaltungen, wo wir da noch behilflich sind.
Katharina Müllebner: Was ist denn jetzt eigentlich ein Assistenzhund? Wie wird das genau definiert?
Karl Weissenbacher: Naja, Assistenzhunde sind bei uns in Österreich ja sehr klar geregelt. Der Paragraf 39 A ist ja novelliert worden. 2014 in Kraft getreten, 2015 und da ist klar beschrieben, was Assistenzhunde sind.
Da haben wir im Wesentlichen drei Gruppen: nämlich die Blindenführhunde. Das ist für jeden gut bekannt.
Die Servicehunde sind Hunde für körperlich behinderte Menschen, Rollstuhlfahrer, andere körperliche Behinderungen und die Signalhunde, das ist eine sehr große Gruppe und unter die Signalhunde fällt rein eben Hunde für Epileptiker, für Diabetiker, dann fällt rein, für relativ oder steigende Gruppe, also posttraumatische Belastungsstörungen.
Und im Grunde alle anderen neurologischen und psychischen Störungen, die so vorkommen. Voraussetzung ist allerdings immer, dass der Mensch, der einen Assistenzhund führen darf, eine 50-prozentige Behinderung hat, das ist jetzt egal in welcher Gruppe.
Katharina Müllebner: Was sind jetzt so die konkreten Schritte wie ein Hund zum Assistenzhund wird?
Karl Weissenbacher: Wir brauchen beim Hund, also zur Prüfung, ein Mindestalter von 18 Monaten. Wie geht man vor?
Im Grunde sucht man sich einen Hund aus, der Hund wird aufgezogen, ob jetzt fremd oder selbst aufgezogen ist nicht relevant.
Dann macht man üblicherweise die Gesundenuntersuchung mit dem Hund. Wenn das alles in Ordnung ist, dann geht man erst in die spezielle Ausbildung rein mit dem Assistenzhund und bildet ihn in dieser Weise aus, oder in dieser Art aus, wozu ich ihn brauche bzw. bei Fremdausbildung in welcher Funktion der Hund dann tätig werden soll.
Das heißt konkret: Während der Welpenphase, Junghundephase, macht man die ganz normale Sozialverträglichkeit, Umweltverträglichkeit. Das heißt, der Assistenzhund muss einfach in der Lage sein, dass er de facto überall mitgeht.
Das Nächste ist, dass er gut verträglich auf andere Hunde ist. Das heißt, er kann oder sollte die anderen Hunde, die er auf der Straße trifft schon wahrnehmen, aber im Grunde soll er sagen: „Okay du bist da, aber das ist es dann schon.“ Er soll nicht reagieren darauf, genauso andere Tiere, andere Menschen natürlich auch, die verschiedensten Untergründe und den Grundgehorsam und im Speziellen dann kommt es halt drauf an, wozu der Hund dann eingesetzt wird.
Im Bereich Servicehund, eben Rollstuhlfahrer, dass er eben neben dem Rollstuhl mitgeht, dass er auch einmal hinter dem Rollstuhl geht, dass er vor mir gehen kann, dass er mir Türen aufmacht, dass er Licht einschaltet, dass er Sachen aufhebt.
Also im Grunde alles, was ich selber nicht machen kann oder nur erschwert machen kann, kann mir der Hund einfach helfen, das tägliche Leben leichter zu meistern.
Katharina Müllebner: Gibt es eigentlich Qualitätsstandards für die Ausbildung zum Assistenzhund?
Karl Weissenbacher: Wir haben tatsächlich den Qualitätsstandard erst gemacht. Den gab es vorab überhaupt nicht. Da wir im europäischen Kontext oder eigentlich im weltweiten Kontext die meiste Erfahrung im Bereich unabhängige Prüfung haben.
Bis dato war es so, in allen anderen europäischen Ländern ist es nach wie vor so, dass die Ausbildungsstätten, die Trainer, ihre Hunde selber prüfen. Über die Qualität und Qualitätsanforderungen kann man dann natürlich ganz stark diskutieren.
Es gibt gute, aber es gibt auch sehr schlechte, und im Grunde war das ja auch der Auslöser in Österreich, eine klare Regelung zu finden.
Eine gesetzliche Regelung mit einer unabhängigen Prüfstelle und diese unabhängige Prüfstelle, wie wir eben vom Messerli Institut, Veterinärmedizinische Uni, die haben Richtlinien aufgestellt und anhand dieser Richtlinien und Vorgaben wird die Prüfung abgehalten.
Im europäischen Kontext heißt es jetzt natürlich, dass es hoffentlich irgendwann eine wirklich europäische Regelung gibt, für die Prüfung aller Assistenzhunde. Damit ist für die breite Öffentlichkeit dann auch irgendwann klar, was ein Assistenzhund ist. Da gibt es sehr viel Schindluder und damit tut man sich ja wesentlich leichter, den gesamten Zutrittsrechten, zum Beispiel, weil dann ist klar definiert, Assistenzhund hat Zutrittsrechte, hat besondere Rechte.
Katharina Müllebner: Zutrittsrechte? Was versteht man darunter genau?
Karl Weissenbacher: Im Wesentlichen reden wir von erstens, dass der Hund, der Assistenzhund, darf in Lebensmittelgeschäfte mit reingehen. Er darf in Krankenhäuser mitgehen, nicht in der stationären Aufnahme, aber Besuch oder Ambulanzbesuche. Er darf rein, wo sonst kein Hund reindarf. Das sind auch Museen. Das sind zum Teil Behörden, wo der Assistenzhund auf jeden Fall mitgehen darf.
Genauso ist der Assistenzhund befreit von der Leinenpflicht und Maulkorb in öffentlichen Verkehrsmitteln, weil er ja besonders ausgebildet ist und auch geprüft ist.
Katharina Müllebner: Für all unsere Zuhörer und Zuhörerinnen, die jetzt sagen, ja, ich will jetzt auch einen Assistenzhund haben, da ist natürlich die Kostenfrage eine sehr interessante Frage. Also wieviel kostet so ein Assistenzhund? Können Sie uns dazu etwas sagen?
Karl Weissenbacher: Zu wie finanziere ich das jetzt?
Und zwar wurde im Herbst 2017 noch einmal das Bundesbehindertengesetz entsprechend novelliert und auch die Zuschüsse, die gegeben werden können vom Sozialministerium für einen Assistenzhund, und da sind wir jetzt angelangt bei Blindenführhunden bis dreißigtausend Euro und bei anderen Assistenzhunden ist es bis zehntausend Euro.
Das heißt, in der Selbstausbildung hab ich meinen Hund de facto über die öffentliche Hand finanziert oder kann finanziert werden.
Und ansonsten gibt’s natürlich die Möglichkeit der Sozialstellen bei den Bundesländern. Dann gibt es in jeder Gemeinde auch einen Sozialausschuss und eine Sozialstelle, und die ganzen Servicevereine, Serviceclubs wie Lions Club, wie Rotarier, und der ganze private Bereich natürlich, ja, Firmen. Aber es ist natürlich schon ein bisschen mühsam, den Hund zu finanzieren, aber mit der Novellierung vom Herbst 2017 ist einmal eine gute Basisfinanzierung gegeben.
[Überleitungsmusik]Katharina Müllebner: Das war‘s also von unseren vierbeinigen Arbeitnehmern. In unserer Sendung haben wir nur ein paar Einsatzgebiete für Assistenzhunde vorgestellt. Natürlich gibt es mehr.
Wenn auch Sie Arbeitsbereiche für Assistenzhunde kennen, schreiben Sie uns doch einen Kommentar. Auf unserer Internetseite www.barrierefrei-aufgerollt.at, finden Sie mehr Informationen zum Thema.
Sie hörten „Mein Assistent der Hund“ auf Radio ORANGE 94.0 aus der BIZEPS Sendereihe barrierefrei aufgerollt.
Es verabschiedet sich für heute Ihr Redaktionsteam Katharina Müllebner, Markus Ladstätter und Martin Ladstätter.
Musik mit Text:barrierefrei aufgerollt – kurz, kompakt und leicht verständlich
Assistenzhunde für Autisten gibt es auch noch. Diese helfen Autisten dabei, mit der Reizüberflutung in lauten Umgebungen/beim Einkaufen/in Menschenmassen zurechtzukommen, aber auch bei anderen Dingen, v.a. zur Stressreduktion, siehe z.b. diesen Bericht: https://www.wp.de/staedte/siegerland/assistenzhund-fuer-siegener-13-mit-asperger-syndrom-id210474869.html
https://www.patronus-assistenzhunde.de/autismusbegleithunde/autismusbegleithunde-fragen/